Die Autorin Claire Léost war neu für mich und ich war sehr gespannt, denn ich lese gerne moderne französische Literatur.
Die Geschichte ist konsequent schnörkellos geschrieben. Auf jegliches romantisches Beiwerk wurde verzichtet Und die Autorin konzentriert sich ganz auf ihre Protagonistinnen Odette, Marguerite und Hélène, die, auch wenn sie verschiedenen Genrationen angehören, unsichtbar miteinander verbunden sind. Eingebettet ist die Handlung vor allem im Département Finistère in der Bretagne, in dem kleinen Weiler Bois d’en Haut. Es ist diese Umgebung mit dunklen feuchten Wäldern, welche die Menschen prägt und trägt. Das Leben verläuft in vorgezeichneten Bahnen. Paris erscheint da als fernes verheissungsvolles Paradies einerseits und als menschenverachtender Moloch andererseits. Wer aus Bois d’en Haut nach Paris geht, ist in den Augen der Dörfler suspekt.
So ist “Der Sommer in dem alles begann” gleichzeitig auch eine bretonische Geschichte.
Leider weist die deutsche Übersetzung in meinen Augen ein paar Schwächen auf, es scheint, als wollten die beiden Übersetzer zu sehr avantgardistisch sein, zu sehr die im Deutschen ungebräuchlichen französischen Denkbilder transportieren. Ich empfehle jeder Leserin mit guten Französischkenntnissen diesen Roman “Le Passage de l’été” wie er der Originaltitel heisst, in Französisch zu lesen! Das ist die Sprache, welche zu der Art passt, wie die Geschichte erzählt wird, welche auch den leisen Humor der Autorin transportiert.
Moderne französische Literatur, die im deutschen Sprachbereich vielleicht nicht jedem gefällt.Gerade der Stil, die Geschichte in wirklich direkten, kurzen Sätzen zu schreiben, verleiht manchen Szenen Wucht und Tiefe. Leserinnen, welche die Autorin Mélissa da Costa lieben, werden auch Claire Léost gerne lesen.Ich bin gespannt auf weitere Werke.