Durch das rote Cover, an die legendäre Jerry Cotton-Reihe der 1960er erinnert, fällt das Buch haptisch wie optisch auf. Der Klappentext weckt Spannung und Erwartungen, die leider nicht erfüllt werden. Das Protagonisten-Personal wirkt klischeehaft, schon durch die Namen (K2, Helena, Lara, Laura, Eve Klein, Axhausen), aber doch eindimensional. Dialoge und Handlung platt. Die Autorin versucht mittels Dialogen den Redner zu beschreiben (was ja logisch ist), aber oft vulgär bis sexistisch rüberkommt. Und Eve, die Ich-Erzählerin/-Agentin, wirft mit bisher unbekannten Zungenbrechern als Antwort nur so um sich, statt dass sie zur Schusswaffe greift. Wie die Eve aussieht, was ihr wirklicher Beruf ist, wie alt sie ist….Mit keiner weiteren Silbe wird darauf eingegangen, sodass man sich einfach die Autorin als Protagonistin dieser Eve vorstellen muss.
Die Handlung spielt in der Zürcher Agglo, an der Goldküste und in der City. Als Zürcher spürt man ungefähr, wo was spielen könnte, aber genauere Hinweise gibt’s dafür nicht. Morde passieren, ohne dass man eigentlich versteht, warum (Rache, Eifersucht). Adjektive werden nicht nur für Protagonisten verwendet, sondern mutieren zu ungewöhnlichen Satzkonstruktionen wie “dellige Oberarme” oder “labyrinthisches Gehirn”. Solche Beschreibungen wirken sowohl künstlich (KI lässt grüssen) wie gesucht bzw. konstruiert und sind gewöhnungsbedürftig, so dass es schwerfällt, diese bescheidenen 200 Buchseiten weiterzublättern. Spannung fehlt, Sympathie für die Protagonisten ebenso. Seichte Unterhaltung, so als hätte die Autorin mit ChatGpt kooperiert mit dem Auftrag: “Schreibe einen spritzigen Krimi in Zürich mit Drogen und Drohnen”. Und genau dieser Titel wäre passender gewesen: “Drogen und Drohnen am See”. Teilweise kamen Hinweise auf den möglichen Mörder vor, aber am Ende entpuppte sich das als Staffage oder wie ein geschmackloses, sauteures First Class-Menu am Züriberg.
Fast im gleichen Atemzug erfährt man am Ende, sowohl, wer der Mörder ist und warum der Buchtitel “9mm Cut” heisst. Verblüffend langatmig trotz reisserischem Klappentext. Literarisch zum Vergessen.