Während Grace um die Freilassung aus ihrer ungerechtfertigten Haft kämpft, erzählt sie uns ihre alles andere als unschuldige Lebensgeschichte. Denn obwohl Grace unschuldig im Gefängnis sitzt, hat sie doch fast ihre gesamte Familie auf dem Gewissen. Nachdem ihr wohlhabender Vater Grace und ihre Mutter verleugnet und in Armut hat leben lassen, schwört die uneheliche, ausgeschlossene Tochter, Rache für sich und ihre tote Mutter zu nehmen. Nach und nach nimmt sich Grace die privilegierte Familie vor, in welche sie nie reingepasst hat und die den Tod in ihren Augen mehr als nur verdient hat.
How To Kill Your Family verspricht einen Thriller aus Sicht einer zynischen Antiheldin mit einer gewaltigen Ladung schwarzen Humor. Der Klappentext hat mich sofort angesprochen, denn das klingt absolut nach meinem Geschmack. Leider wurde mir jedoch ab Mitte des Buches klar, dass meine Erwartungen wohl nicht erfüllt werden.
Grace hasst einfach alles und jeden, egal um welches Thema es sich dreht. Schnell wirkte ihre enorme Anti-Haltung gezwungen und nervig. Man lernt auch keine andere Seite an Grace kennen, wodurch sich die Protagonistin irgendwie interessanter gemacht hätte. Nach einem kurzen Ausflug in ihre Kindheit, erfährt man nichts weiter über die junge Mörderin. Sie hat einen Job, eine Wohnung und einen einzigen Kumpel in ihrem Leben, welcher gleich mehrere Rollen als Stiefbruder, bester Freund und “Love Interest” erfüllt.
Es wäre toll gewesen, wenn Grace als Charakter vielschichtiger ausgearbeitet worden wäre.
Auch die Morde sind leider eher unspektakulär und oberflächlich. Grace arbeitet ihre Liste an Opfern von oben nach unten ab. Zwar wird suggeriert, dass die Taten unglaublich spitzfindig ausgetüftelt und geplant werden, die eigentliche Umsetzung ist in den meisten Fällen jedoch schnell abgehandelt, allerdings sehr kreativ.
Dass Grace mit den Morden ohne auch nur den Hauch eines Verdachtes davon kommt, erscheint beinahe lächerlich. Dadurch kommt leider auch keine Spannung auf. Die Opfer und Grace’s Motiv sind von Anfang an bekannt, da wäre es toll gewesen, wenn man auf anderer Ebene einen Spannungsbogen aufgebaut hätte (z.B. in Form von Charakterentwicklung, Backgroundstory etc.)
Die Nebenstory, warum Grace aktuell in Haft ist, war für mich tatsächlich das Spannendste am Buch.
Am meisten enttäuscht hat mich jedoch das Ende. Das ganze Buch über wird auf das grosse “Finale” gewartet, wenn Grace sich dem letzten und wichtigsten Opfer annimmt. Jedoch endet das Buch mit einem Plot, mit welchem ich zwar niemals gerechnet hätte, welcher für mich jedoch so gar nicht zum Rest des Buches passen möchte. Das Ende wirkte für mich leider etwas plump.
Alles in allem fand ich die Idee der Autorin extrem spannend und ich denke, man hätte eine Menge mehr rausholen können. Die Umsetzung hat mir persönlich leider nicht gut gefallen.