Livs Hormone übernehmen die Kontrolle. Gerade wenn sie wütend ist, und dank den Hormonschwankungen durch die Menopause ist sie es dauernd. Da rutscht einem schon mal die Hand aus. Mit einem Hammer darin. Und Schwupps, ist der Dealer ihres Sohnes tot und Liv hat noch grössere Sorgen als die Drogenprobleme ihres Sohnes. Wer hätte schon gedacht, dass die Menopause einem zur Mörderin macht.
Obwohl ich wahrscheinlich noch weit entfernt davon bin, in die Wechseljahre zu kommen, hat mich der Titel angesprochen und ich erwartete einen Kriminalroman mit viel Witz. Auch das Cover gefällt mir durch seine Schlichtheit sehr gut und war natürlich auf dem Krimitisch ein Eyecatcher. Leider hat mir das Buch die Grenzen meines Einfühlungsvermögen aufgezeigt, weshalb es weniger gefallen hat, als es eigentlich sollte.
Liv als Erzählerin durchbricht immer mal wieder die vierte Wand, womit ich normalerweise keine Probleme habe und auch durchaus mag, so wurde hier immer mit anderen Individuen gesprochen, welche eher die Zielgruppe zwischen 40 und 50 anspricht. Leider habe ich keine Erfahrung im Zusammenleben mit einem Ehemann und auch das Kinder haben ist bei mir auch noch in der Ferne. Dadurch stiessen viele ihre Rechtfertigungsversuche bei mir auf taube Ohren. Dennoch war der Unterhaltungsfaktor da und vieles fand ich trotz fehlender Lebenserfahrung lustig. Der Humor harmonierte sehr gut mit dem Schreibstil, auch wenn dieser nicht ausserordentlich war und sich sehr stark an die Umgangssprache anlehnt.
Zu den Figuren kann ich sagen, dass durch Livs Fokus die anderen Figuren in den Tiefen der Erzählung verschwinden. Sie sind ein Mittel den Plot voranzutreiben und neben Liv scheint nur Iza dreidimensional. Dass die Nebenfiguren so flach ausfallen, ist sicher auch die Thematik geschuldet. Wer mit Hitzewellen und schlechtem Gewissen kämpft, kümmert sich nur noch wenig um Mitmenschen. So verschwinden ihre Familienmitglieder immer mehr in der Versenkung und bleiben einem nicht im Gedächtnis. Ich denke, dass ist mir vor allem aufgefallen, da ich mit den Stereotypen, welche die Figuren verkörpern sollen, nicht in diesem Rahmen vertraut bin. Ich stecke in einer anderen Altersstufe und habe somit manche Erfahrungen “noch” nicht.
Ich denke, dieses Buch hätte mir sehr gut gefallen können, wenn der persönliche Aspekt nicht so stark gefordert gewesen wäre. Damit bin ich an der Zielgruppe vorbeigerutscht und konnte den unbestreitbaren Humor nicht immer nachvollziehen. Dennoch sehe ich Potenzial und ich würde es an jede Person empfehlen, welche Erfahrungen mit den Wechseljahren hat oder ihnen nachfühlen möchte. Vielleicht ist es auch für mich eine gute Vorbereitung, wenn ich dann mal ins richtige Alter komme. Bis dahin darf ich ein beinahe sorgenfreies Leben führen und das ganz ohne Mord.