Hallo, du Schöne
Die vier Padavano-Schwestern wachsen in den 60ern und 70ern in Chicago auf. Sie stehen sich unheimlich nah. Julia, die Älteste, wird von ihrem Vater liebevoll «meine Rakete» genannt: ehrgeizig und zielstrebig verfolgt sie ihre Ziele. Wenn sie ihre Schwester Sylvie ansieht, die am liebsten Bücher liest und davon träumt, die grosse Liebe zu finden, ist es, als blicke sie in einen Spiegel. Die beiden wissen alles voneinander. Cecilia ist schon als Kind eine Künstlerin und ihre Zwillingsschwester Emiline möchte am liebsten Mutter werden und eine ebenso lebhafte Familie besitzen, wie ihre Eltern. Doch dann kommt ihnen das Leben dazwischen und wirbelt ihre Träume und Sehnsüchte gehörig durcheinander.
Ann Napolitano schreibt als allwissende Erzählerin wechselnd aus Sicht von Julia, Sylvie und William, Julias Mann. Sie startet mit William von Februar 1960 bis Dezember 1978, geht über zu Julia im Dezember 1978 usw. Die Zeitabstände sind anfangs sehr eng, später werden sie teils länger, um die Geschichte bis 2008 zu spannen. Teilweise überlappen sich die Ebenen, sodass wir dasselbe Ereignis aus verschiedenen Perspektiven erleben. Es ist ein reizvolles Arrangement, geht es ihr doch um die Emotionen ihrer Figuren, die wir so hautnah miterleben – ebenso wie ihre Wirkung aufeinander. Sie fördert Empathie bei uns, die Padavanos und William wachsen uns umgehend ans Herz und wir leiden, lachen, freuen uns und lieben mit ihnen. Sie erleben Trauer und Verlust, Glück und Angst und entwickeln sich auf Weisen, die sie nie für möglich gehalten hätten. Napolitano macht Hoffnung und Mut, in schwierigen Situationen nicht zu verzagen und plädiert auf stille Weise leidenschaftlich dafür, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und enge Bande zu flechten: seien sie freundschaftlicher, familiärer oder partnerschaftlicher Art.
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence.