Nach diesem Buch denke ich ist man zuerst ein paar Augenblicke oder vielleicht Stunden oder Tage sprachlos, vorallem wenn ich denke das ich die letzten 100 Seiten eigentlich fast heulend verbracht habe.
Ein wenig Leben ist wirklich wunderbar geschrieben, ich liebe die Art der Schriftstellerin in die Tiefe zu gehen bei den vier Freunden Jude, Willem, Malcom und JB, Freunde die sich finden und sich selbst finden. Die verschiedenen Erzähler und Ansichten und vorallem die verschiedenen Kindheiten, die sie alle durchleben. Ab und zu hätte ich mir im Nachhinein auch gewünscht mehr zu erfahren bei Malcom und bei JB, aber ja bei so vielen Seiten ist ganz klar der Fokus der Geschichte ein anderer gewesen. Es ist so gut geschrieben, dass man so selbstverständlich Teil der Geschichte wird und mitlacht, mitweint oder einfach nur still und leise dran teilnimmt. Auch wenn es nicht ausserordentlich spannend wirkte, wollte ich immer weiterlesen, weil klar war irgendwann, wird was passieren und das nicht deutlich voraussehen, um was es sich im Buch handelt, macht es so genial! Dies Komplexität im Aufbau und doch simple verpackt in die Freundschaften, bin absolut begeistert.
Normalerweise muss ich schmunzeln bei einigen Liebesromanen, die eine Triggerwarnung haben - aber bei “Ein wenig Leben” hätte ich definitiv eine zum ersten Mal im Leben gebraucht! Nicht das ich es nicht trotzdem gelesen hätte, einfach eher ein Trigger, dass dieses Buch sehr intensiv sein kann. Themen wie Trauer, Gewalt, Selbstwertgefühl, Krankheit, Missbrauch auf einem hier richtig begleiten und Achtung spoiler - nicht ein Happy End kommt.
Als Optimist verkrampft man sich oft in diesem Buch, am liebsten hätte ich ein paar Mal Jude geschüttelt in dieser Geschichte und in angeschrien, aber auch das Helfersyndrom von den Freunden kann ich so gut nachvollziehen und ich hatte sehr zu kämpfen mit dem Versprechen. Ein Versprechen das ich mir sehr gewünscht hätte, das Jude es einhält. So oder so dieses Buch ist definitiv wert zu lesen, ich empfehle alle die mit Winterdepressionen zu kämpfen haben, eher im Frühling zu beginnen und Taschentücher bereit zu legen.