+ Das Zitat
„Es gibt in diesem Haus Gesetze, die man nur versteht, wenn man die Krankheiten des Wartens kennt. Strümpfe in Männergrössen stricken, Hände in Bewegung halten, nicht an Hafenkanten stehen, keine Steine in die Nordsee werfen.“
+ Die Thematik
Die Familie Sander lebt seit vielen Generationen auf einer nicht näher bezeichneten Insel an der Nordsee. Wie ihre Vorfahren leben sie mit und gegen die See. Aber die Zeiten ändern sich, die Insel wird zunehmend vom Tourismus vereinnahmt und die alten Inselbewohner kämpfen mit sich selbst, der See und alten Geistern…
+ Zum Mitnehmen
Was tut man, wenn man an den Rand gedrängt wird? Wie lebt man man mit alten „Gesetzen“, welchen Wert haben sie und kann man sie überwinden? Ein Roman über Niedergang, Veränderung und Sturheit.
+ Kritik
Dörte Hansen schreibt eindringlich, ich fühlte mich oft direkt an die Nordsee versetzt. Fantastische Naturbeschreibungen und Meermetaphern machen diesen Roman zusammen mit düsteren Lebensrealitäten und dysfunktionalen Familienverbindungen zu einem sehr intensiven Leseerlebnis.
Die Familie Sander steht exemplarisch im Mittelpunkt der Veränderungen auf der Insel. An sich selbst und der Vergangenheit scheiternd, kämpfen die einzelnen Familienmitglieder mit ihren jeweiligen Dämonen. Ab und zu wirkt das leicht stereotyp und die Charaktere drohen zu ihren eigenen Karikaturen zu werden. Ab und an scheint es, als ob alles Schlechte vom Festland kommt und der Tourismus zum Sündenbock abgestempelt wird. Dennoch hält Hansen die Balance und schafft es, kritische Aspekte aus verschiedenen Sichtweisen zu beleuchten. Nichts ist schwarz-weiss, alles in der Veränderung (immer mit einem leicht morbiden Touch) und das Leben hart.
In eindringlicher Sprache beschreibt Hansen das raue Inselleben, das Mit und Gegen die See, der ständige Fluss und Veränderung, Niedergang und Neuanfang. Das alles ist hart, manchmal düster, aber immer mit rauem Charme. Ein emotionales und bleibendes Werk!