Alex Capus erzählt „eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst.“ In den 1990er Jahren schreibt er in einem kleinen Haus am Sonnenhang im Piemont (Italien) seinen ersten Roman. Dabei stellt er sich auch kleinere und grössere Fragen über Zufriedenheit: Wieso jedes Mal eine neue Pizza ausprobieren, obwohl die Pizza Fiorentina prima schmeckt? Warum eine neue Bar besuchen, wenn in der bisherigen doch alles passt? Oder einen neuen Strand suchen, wenn der gefundene bereits alles bietet?
Erster Eindruck: Ein kleines Gebäude steht allein inmitten der Natur – die Hektik der Stadt scheint weit weg zu sein.
Ich musste gleich schmunzeln, als ich obgenannte Fragen las, denn ich kenne in meinem nächsten Umfeld auch typische Verfechter der geliebten Pizza Gorgonzola, wohingegen ich jedes Mal eine andere Variante bestelle (ausser Gorgonzola – die mag ich nicht!). Alex Capus scheint nicht an FOMO zu leiden, der Angst, etwas zu verpassen („Fear Of Missing Out“). Es hat mich amüsiert, wie seine italienische Frau da ganz anderer Ansicht in punkto Pizza oder perfekter Strand ist. Ich persönlich tendiere da eher auf die Seite seiner Frau…
„Zwar geht alles vorüber, aber nichts gelangt je an ein wirkliches, folgenloses Ende. Rien ne se trouve, rien ne se perd, tout se transforme, wie gesagt.“
Während des Schreibens seines Romans und Verfassens von Dutzenden von Versionen denkt der Autor auch über seine Berufskolleginnen und -kollegen nach: „Deshalb haben alle Autorinnen und Autoren, fürchte ich, irgendwo einen an der Waffel.“ Er nimmt sich davon auch gar nicht aus.
Mir hat das grosse Sinnieren über das Glück im Kleinen sehr gut gefallen. Insbesondere erwähnen möchte ich die detaillierten Beschreibungen und der Gebrauch von eher selten eingesetzten Wörtern wie Fisimatenten, hernach, hienieden – das mag ich sehr. Das Buch ist sehr kurzweilig und mit seinen 160 Seiten auch zügig zu Ende gelesen. Ich vergebe 4 Sterne und bestelle das nächste Mal Pizza Fiorentina!