Als Holly Gibins in ihrer Agentur “Finders & Keepers” Penny Dahl empfängt, die ihre vermisste Tochter Bonny suchen lassen will, verarbeitet sie just noch den ihrer Meinung nach sinnlosen Corona-Tod ihrer Mutter, einer vehementen Massnahmegegnerin. Mit Eifer stürzt sie sich in Ermittlungen. Ihre Mitarbeitenden Barbara und Jerome sind mit literarischen Projekten beschäftigt, ihr Agentur-Partner hat Corona. Je länger je mehr stößt sie auf noch mehr Vermisste. Im anderen Erzählstrang treffen wir auf die Verursacher der verschwundenen Personen, ein emeritierter Ernährungswissenschafter und eine emeritierte Professorin für Angelistik. Emily und Rodney Harris glauben den perfekten Jungbrunnen gefunden zu haben, nämlich Menschenfleisch. Genüsslich beschreibt Stephen King ein leicht schrulliges und hinter einer professoralen angepassten Fassade ziemlich boshaftes Rentnerpaar, das sich gegenseitig Gutes tun will und sich um Konventionen schert, so wird Schlachtobjekt um Schlachobjekt verarbeitet und verzehrt. Der amerikanische Kultautor muss beim Schreiben Spass gehabt haben, er verpackt das Undenkbare, das Kannibalische in ein Umfeld, das so wohlgeordnet, possierlich und liebenswert auf Konventionen und Mitgefühl pfeift. Wie da mit Schlagrahm Hirn verspeist wird, ist nichts für sensible Gemüter. Eben typisch, oft auch an der Grenze zur Geschmackslosigkeit lavierend, treibt er die Spannung auf die Spitze bis zum Finale, wo die einsame Ermittlerin auf das mörderische Serienmörderpaar trifft . Nebenbei schafft es King souverän, die durch die Pandemie und ihre politische Instrmentalisierung hervorgerufene Spaltung zu thematisieren, die Gräben in der amerikanischen Realität aufzuzeigen und Protagonisten aus der Mitte der Gesellschaft eine Stimme zu geben. Liest sich süffig, macht Spass und ist einzig für Sensible nicht zu empfehlen.