Es ist ganz so, wie bereits im Klappentext erwähnt: als Leserin treffe ich auf Florence Butterfield, die Hauptprotagonistin in diesem Roman. Nicht nur hautnah sondern quais im Kopf von Florrie erlebe ich alle Gedanken, Gefühle und Erlebnisse. Konesquent betrachtet die Autorin alles, wirklich alles aus dem Blickwinkel dieser 87jährigen Dame. Und ganz so wie es nach einem so langen Leben ist, mäandrieren Florries Gedanken. Ich sehe jede Schwäche, jede Stärke dieser Person. Einzig in den Rückblenden, da Florries Vergangenheit lebendig wird und ich Umstände erfahre, die zu dem geführt haben, was Florrie heute ausmacht, bricht Susan Fletcher diese Perspektive auf.
Florence Butterfield ist in ihrer Art erfrischend unkonevtionell und so hat sie ihr Leben gelebt. Was die Protagonistin so liebenswürdig macht, ist, dass sie sich bei allem immer noch eine reine (im Gegensatz zur sentionasgeilen) Neugierde auf das Leben und auf das, was in ihrer Umgebung geschieht und ein geradezu kindliches, begeistertes Staunen bewahrt hat. Und trotz aller traurigen Begebenheiten - oder vielleicht gerade deswegen - in ihrem Leben sehr viel Liebe und Verständnis gibt. Ausserdem geeht Florrie Rätseln und Fragen gerne auf den Grund.
In dieser Beschaulichkeit wirkt der Unfalltod von Arthur, einemBewohner des Seniorenheims sehr verstörend. Der Sturz der Heimleiterin aus dem Fenster ihrer Wohnung erschüttert Florrie und damit mich als Leserin zutiefst.
Dieser Roman spricht ganz sicher nicht jeden Leser im gleichen Mass an! Vor allem Leser, welche ein gerütteltes Mass an Spannung und Action suchen, werden sich langweilen. Das scheinbar Banale gewinnt hier Kontur. Man muss sich auf Florence Butterfile einlassen und gleichsam von ihr tragen lassen. Dann aber wird man reich belohnt. Dann vermag das Buch auch nachzuhhallen.
Nicht nur hre Sprache hat die Autorin ihrer Protagonistin voll und ganz angepass sondern ebenfalls ihr Erzähltempo - ich würde gerne den Roman noch einmal in Englisch lesen, weil ich denke, dass das Englische in seinen spezifischen Denkbildern noch einen Tick besser “passt”. Fletchers Roman ruft bei mir Assoziationen zum Wild writing wach, welches im englischen Sprachbereich zu einer einzigartigen Vortefflichkeit entwickelt wurde, die man im Deutschen nur selten findet.
Ein Buch, welches quer zum Mainstream steht.