Dieses schöne, persönliche Buch einer Journalistin und eines Schriftstellers ist ein Lektüre-Muss für alle - ohne Aussnahme, da es den Spiegel vorhält und genau dort trifft, wo es weh tun sollte - aber ohne anzuklagen.
Im Sommer 2020, als die Black-Lives-Matter-Bewegung nach der Tötung von George Floyd in den USA auch in der Schweiz mobilisierte, setzte sich Angélique Beldner mit ihrer eigenen Biographie und Rassismus in der Schweiz auseinander und produzierte eine Doku im Schweizer Fernsehen dazu. Im Anschluss der Ausstrahlung erhielt sie sowohl positive als auch negative Rückmeldungen. Auch Martin R. Dean setzte sich nach der Ausstrahlung der Sendung mit ihr in Verbindung. Aus ihren Gesprächen entstand ein Buch, welches alle Facetten und Komplexitäten des Themas Rassismus in der Schweiz aufzeigen versucht: Sie hat eine Schweizer Mutter, ihr Vater stammt aus Benin, einem Land in Westafrika; Seine Mutter ist auch Schweizerin, sein Vater stammte aus Trinidad und Tobago, einem karibischen Inselstaat. Was die beiden verbindet und was sie trennt, ihre verschiedenen Erfahrungen und Anschauungen sind der Hauptteil des Buches. Das Buch vereint diesen Dialog-Teil, ihren persönlichen Erfahrungen, Ansichten und Fotos, mit Feedback-Einschüben zur Dok-Sendung von Beldner. Da wird nichts geschönt, manche Rückmeldungen sind erschreckend und grausam (um eines vorwegzunehmen: inkl. Triggerwarnungen), andere sprechen Solidarität und Mut aus. Keine leichte Kost: Ich habe zwar das Buch in einem ‘Schnütz’ gelesen und ich bin nicht naiv. Abschnitte berührten mich und rührten teilweise sogar zu Tränen; An manchen Stellen hinterliess das Buch Wut. Die Lektüre wühlt und wirft Fragen auf.
Wertvoll macht das Buch auch seine Anmerkungen und sein Glossar am Ende zu einem so heiklen aber nicht minder bedeutenden Thema. Kurzum: Hier haben wir es mit einem Zeitdokument, welches sich zu lesen lohnt, da es zum Nachdenken und vor allem Handeln anregt.