Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche
Die Geschichte der Chinesin Ivy Lin, deren Familie in die USA ausgewandert war, packte mich vom ersten Kapitel an. Das Buch schildert auf anschauliche Weise die Unterschiede zwischen Arm und Reich sowie zwischen der chinesischen und der amerikanischen Kultur. Gleichzeitig gibt es Einblick in die Psyche einer, meiner Meinung nach, schlicht schlechten Person: Ivy stiehlt, lügt, raucht, trinkt, geht fremd, lebt über ihre Verhältnisse etc. Und die Menschen in ihrem näheren Umfeld sind keinen Deut besser. Dank der unerwarteten Wendungen verliert die Handlung nie an Spannung und die Geheimnisse werden erst ganz am Schluss enthüllt.
Weniger gut gefielen mir die chinesischen Ausdrücke in Pinyin, manchmal mit und manchmal ohne Tonangabe. Eine simple Übersetzung der Wörter hätte für einen besseren Lesefluss gesorgt. Auch waren gewisse Darstellungen zu klischeehaft (z. B. Frauen suchen nach reichen Männern, reiche Männer nach schönen Trophäen) oder zu weit hergeholt (kein Spoiler an dieser Stelle).
Alles in allem fand ich das Buch von Susie Yang, bei dem es sich um ihr Debüt handelt, durchwegs gelungen und empfehlenswert.