Ich liebe generell Retellings, vor allem, wenn sie noch düster sind. Nach dem Cover und Titel zu urteilen wird uns das Buch in eine Welt einsaugen mit einem düsteren Wald und gefährlichem Wolf. Jedoch merkt man ziemlich schnell, dass es in eine andere Richtung geht, was ich nicht wirklich erwartet habe. Vielen Dank an dieser Stelle für das Lese-Exemplar.
Red und Neve, zwei Schwestern, die ein Schicksal teilen. Die zweite Tochter hat sich dem Wald verschrieben und Red ist bereit sich dem zu stellen. Nicht, weil ihr der Wilde Wald so gefällt, sondern weil sie ihre Liebsten schützen möchte. Der Leser wird schnell ins Geschehen katapultiert und wir lernen sogleich die Zwillingsschwestern kennen, als auch den Prinzverlobten Arick und deren Freund Raffe. Die Männer konnte ich nie wirklich einschätzen und hatte auch keinerlei Bezug zu ihnen. Im Verlauf der Geschichte hatten sie zwar ihre Rollen, sie waren mir aber ziemlich egal. Neve ist die Erstgeborene und hängt an ihrer Schwester. Sie wird Königin, Red muss sie verlassen. Wir erfahren aus beiden Perspektiven, was einerseits im Königreich vor sich geht, und was sich im Wald abspielt.
Red wird gleich beim Betreten des Waldes angegriffen, schafft es aber zum Wolf zu gelangen. Obwohl Red direkt, aber widersprüchlich ist, ist der Wolf, Eammon, eher mürrisch, launisch, aber sehr liebenswürdig und hilfsbereit. Ihn mochte ich von Anfang an, gerade weil man zu Beginn nicht von ihm erfährt und er eher mysteriös blieb. Auch Red tut er beschützen, auf seine Art, obwohl es ihm eigentlich nicht gut tut. Mir gefiel es sehr, wie der Wald beschrieben wird. Es ist sehr düster, dunkel und hat einige blutige Szenen. Allerdings wiederholt sich einiges und ich hatte das Gefühl mich eher im Kreis zu drehen. Der Schreibstil ist schon sehr zäh und diese Wiederholungen machten es überhaupt nicht besser. Im Gegental, ich wollte am liebsten das Buch abbrechen. Vor allem nervte mich Red mit ihren Gedanken, dass sie ihre Macht am liebsten ignorieren möchte, gleichzeitig aber bringt sie sich ständig in Gefahr weil sie helfen möchte, es aber trotzdem nicht kann, weil sie ja eigentlich ihre Macht nicht benutzen möchte und es aber dennoch irgendwie tut. Für mich war es gar nicht schön zu lesen und ich nervte mich sehr ab ihr.
Red ist mit all diesen Legenden und Mythen des Wolfes aufgewachsen, jedoch stellt sie schnell fest, dass vieles gar nicht (mehr) so ist und sieht nun die Welt, oder den Wald und den Wolf, mit anderen Augen. Je weiter wir in der Geschichte vorankommen, desto genauer kristallisiert sich heraus, dass Eammon nicht wirklich eine Wahl hatte, was er da tut. Gleichzeitig brauchen sie sich gegenseitig, doch er will sie lieber von all dem fern halten und schadet sich lieber selbst, als dass Red das gleiche Leid erfahren muss. Irgendwann begann die Liebesgeschichte, langsam nähern sie sich an. Überzeugend war das in meinen Augen aber gar nicht.
Dann ist da noch Neve, die langsam aber sicher verrückt wird ohne ihre Schwester. Es ist ja eigentlich nachvollziehbar und ich verstehe die Trauer. Es ist nie einfach jemanden gehen zu lassen. Dennoch hat sie sich zur Aufgabe gemacht sie zurück zu holen, mit Hilfe von Arick und der Priesterin Kiri. Allerdings hat Neve auch ein Geheimnis und diese nutzt sie auch aus, damit sie Red endlich befreien kann. Ungeachtet dessen, dass sie andere verletzt, auch ihre Schwester.
Ab Dreiviertel des Buches wurde es endlich spannender und ich hatte auch das Gefühl, dass sich der Schreibstil irgendwie verändert hat. Es wird noch brutaler, noch blutiger. Diese letzte Szene gefiel mir zwar sehr gut, gleichzeitig konnte ich nichts damit anfangen.
Wie auch viele schon geschrieben haben, ist es nicht wirklich ein Retelling von Rotkäppchen. Man findet auch von Der Schönen und das Biest vieles wieder, was mir zwar irgendwo gefiel, dennoch ist es irreführend wegen dem Cover und dem Titel. Es muss natürlich nichts schlechtes sein, im Gegenteil. Mir persönlich gefiel die Entwicklung leider nicht und es hat mich weder abgeholt, noch war ich wirklich an den Charakteren interessiert. Der Fokus lag beim Wald, was ich ziemlich gelungen fand trotz den vielen Wiederholungen. Alles andere wurde wie drumherum erzählt, so dass ich keinen Bezug zu den Charakteren hatte. Sehr schade. Werde daher die Reihe nicht weiter verfolgen.
Wer sich für düsteres Wald-Setting interessiert, blutige Szenen mag ebenso wie Märchen-Retellings, wird sicher auf seine Kosten kommen. Mich konnte es leider nicht überzeugen.