Baumgartner oder Sy ist seit dem Tod seiner Frau recht einsam, und es passieren ihm Dinge, die ihn spüren lassen, dass er älter wird. Als blitzgescheiter Junge in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen staunt er als emeritierter Professor, was ihm da nun so alles durch den Kopf geht: Erinnerungen an seine Frau Anna, aber auch phantastische Gedankengebilde und Träume lassen ihn nach dem Sinn seines kürzer werdenden Lebens suchen. Dabei reisst der Kontakt zu seiner Frau nie ab, immer ist sie in seinen Gedanken gegenwärtig, und er, der nicht religiös ist, fragt sich, wie seine Frau weiterleben wird, wenn er einmal nicht mehr sein wird. Als alternder Phänomenologe fragt er sich, «was als Religion durchgeht bei einem Mann, der keine hat und an nichts glaubt als die Pflicht, gute Fragen dazu zu stellen, was es bedeutet, am Leben zu sein, auch wenn er weiss, dass er die Antwort niemals finden wird».
Phantastisch geschrieben, ein Genuss zu lesen, gibt das Buch Einblick in das, was einen mit dem Älterwerden so an Gedanken, Erinnerungen, Wünschen und Zukunftsvorstellungen und –Ängsten erwarten kann. Ein Sturz von der Kellertreppe, eine unerwartete Begegnung in seinem beschaulichen Leben lassen ihn erkennen: «Leben heisst Schmerz empfinden, sagte er sich, und in Angst vor Schmerz zu leben, heisst das Leben zu verweigern».
Dass eine junge Wissenschaftlerin sich für das Werk seiner Frau interessiert, lässt ihn aufleben, er sichtet den ganzen Nachlass und stellt fest, wie sehr der Charakter der jungen Frau dem seiner verstorbenen Frau gleicht.
Wies weitergeht mit Baumgartner? Das bleibt so offen wie Paul Austers Chancen, den Krebs zu besiegen.