Italien zur Zeit der Renaissance, eine junge Bibliothekarin und ein geheimnisvolles Manuskript – das klang nach einem Buch, das ich unbedingt lesen wollte. Jedoch hat mich «Das Buch Eva» von Meg Clothier leicht enttäuscht zurückgelassen.
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Beatrice, die Bibliothekarin und Ich-Erzählerin, lebt über weite Strecken des Buches in ihrer eigenen Welt. Das beschert auch uns eine eingeschränkte Sicht auf ihre Zeit und ihr Umfeld. Zudem sorgt ihre Naivität auch für eine gewisse Arroganz – sie schätzt viele der sie umgebenden Frauen falsch und schlechter ein, als sie sind.
Die Männer der Geschichte sind, mit einer Ausnahme, alle Bösewichte und Unterdrücker weiblicher Kraft. Die Frauen wiederum entpuppen sich, bis auf eine Ausnahme, als Unterstützerinnen weiblicher Selbstermächtigung und Befreiung. Das war mir etwas zu schwarz-weiss geraten.
In der Inhaltsangabe heisst es, das Buch, das Beatrice in die Hände fällt, entwickelt «ein gefährliches Eigenleben». Tatsächlich wird die Geschichte an dieser Stelle fantastisch. Somit verschiebt sich die Macht der Mutter ins Metaphorische und das fand ich etwas schade, weil so die Glaubwürdigkeit, meiner Meinung nach, etwas leidet.
Sprachlich schlichen sich Ausdrücke wie «Hey» in die Erzählung, was ebenfalls nicht so ganz zum historischen Flair passen wollte.
Die Geschichte startet zu Karneval, umfasst die wenigen Wochen der Fastenzeit und endet zu Ostern. Bis Beatrice die Augen öffnet und auch das Buch zu verstehen beginnt, vergehen zwei Drittel des Buches. Bis dahin verschlechtert sich die Situation für sie und ihr Kloster zunehmend. So richtig Spannung kam für mich erst im letzten Drittel auf.
Mich hat «Das Buch Eva» leider nicht überzeugen können. Aber es hat mich erneut in die Zeit der Renaissance zurückversetzt, aus der mich die Bücher von Noah Martin und Tilman Röhrig («Wir sind das Salz von Florenz») begeistert haben.