Acht junge Menschen machen sich auf in den grössten Nationalpark Kanadas: Mit ihrem Wanderleiter wollen sie drei Wochen lang die ungezähmte Natur erleben. Aber als sie Zeugen eines Verbrechens werden, fliehen sie allein in den Wald – ohne Orientierung, mit nur wenig Ausrüstung. Und sie können einander nicht ausstehen. Aber um zu überleben, müssen sie zusammenhalten.
Vor gut einem halben Jahr habe ich die Inhaltsangabe für das neue Buch von Ulla Scheler gelesen, und ich wusste sofort, dass ich «Acht Wölfe» lesen will, sobald es erscheint. Nicht nur, weil mir «Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen» von der Autorin so gut gefallen hat, sondern auch, weil die Beschreibung einfach genial klingt. Und das ist es auch. «Acht Wölfe» ist noch so viel mehr, als ich erwartet habe. Der Roman hat mich regelrecht mitgerissen und umgehauen. Es ist eines dieser Bücher, bei dem man ein Teil der Geschichte wird und am liebsten wochenlang weiterlesen würde.
Die Handlung hat mich sofort in den Bann gezogen: Gleich auf den ersten Seiten trifft sich die Wandergruppe, bestehend aus acht ganz unterschiedlichen Menschen, und macht sich mit ihrem Wanderleiter auf den Weg in die kanadische Wildnis. Auch wenn sich die Charaktere am Schluss fast wie eine kleine Familie anfühlten, brauchte ich ein wenig Zeit, um mich mit ihnen anzufreunden, was jedoch vollkommen der Dynamik der Geschichte entspricht: Die Gruppe ist sich untereinander zu Beginn fremd und unsympathisch, erst nach und nach wachsen sie zusammen. So wurde auch ich mehr und mehr Teil der Gruppe und spätestens nach ein paar dutzend Seiten war ich der Geschichte endgültig verfallen. Auch der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen, wenn auch nicht ganz so gut wie bei «Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen».
«Der Wunsch nach einem anderen Ort überwältigte Tonya beinahe. Sie wollte wieder klein und behütet sein. Sie wollte einen echten Erwachsenen, der ihr erklärte, wie sie diesen Schmerz aushalten sollte und warum der Boden nicht bebte, obwohl diese Grausamkeit so erschütternd war.» – S.295
Kurz gesagt: Der Roman hat mich wiederum begeistert und gleichzeitig zum Weinen gebracht, dazu geführt, dass ich ihn am liebsten nicht mehr aus der Hand legen wollte und ihn doch aus der Hand legen musste, weil es stellenweise so schmerzhaft war. Ulla Scheler versteht es einfach, wunderbare Bilder von Natur und Charakteren zu zeichnen und Stimmungen zu erzeugen, die direkt ins Herz gehen. Ich habe unablässig mit den Figuren mitgefiebert und -gelitten. Die Dynamik war so lebendig, so real, dass es mir am Schluss wie Jacob und Tonya erging und ich mich gar nicht von all dem trennen wollte. Ich will wissen, wie es mit der Gruppe weitergeht, und es tut mir im Herzen weh, dass ich das nie erfahren werde. Deshalb zumindest eine Bitte an Ulla Scheler: Bitte schreiben Sie noch ganz, ganz viele Bücher! (damit ich beim nächsten wieder mitleiden kann 🙂)