Ollie Turner wird Zeuge, wie seine Ziehmutter Nancy entführt wird und kann selbst gerade noch so entkommen. Auf der gefährlichen Flucht vor den Gangstern trifft er auf Dodge, der ihn in eine geheime Zuflucht für gestrandete Kinder bringt: The Haven. Dort bleibt ihm aber keine Zeit um auszuruhen, denn Kinder verschwinden in London und ein großer Bandenkrieg droht, wenn Ollie und seine neuen Freunde nicht innerhalb von 24 Stunden den vermissten Sohn eines Bandenchefs finden. Ein rasantes Spiel gegen die Zeit beginnt…
Ob Simon Lelic der Hybris verfallen ist und sich gern an Charles Dickens misst oder einfach nur ein großer Oliver Twist Fan ist? Auf jeden Fall sind die Namen seiner Charaktere eindeutig aus diesem Werk! Ollie Turner ist ein schlechter Wortwitz auf Oliver Twist (turn/twist), Sikes ist der OberBösewicht – hier eine weibliche Bösewichtin, Nancy die gute Ziehmutter, Fagin das Oberhaupt der Kindergruppe (hier als Felicitas Fagin, genannt Tante Faye) und last but not least Dodge (The Artful Dodger) als tragischer Held.
Schade, echt schade. Sowas nervt mich. Das ist nicht lustig oder so, sondern stört meinen Lesefluss immens. Denn die Handlung ist eigentlich ganz anders als bei Oliver Twist – klar, es spielt in London und geht um Straßenkinder – das war’s dann aber auch schon.
Der Autor hat sich damit meiner Meinung nach keinen Gefallen getan. Leser, die noch nie Oliver Twist gelesen haben, stören sich an den Namen nicht. Das sind sicher einige, besonders die Zielgruppe ab 12. Aber die, die Dickens Roman kennen, sind sicher genauso genervt wie ich und können sich nicht voll auf die mega spannende Handlung konzentrieren.
Die ist nämlich wirklich klasse! Eher James Bond für Kinder als trauriges Gesellschaftsdrama. Coole Technik, noch coolere Kinder und richtig viel Action!
Abseits der rasanten und actionreichen Jagd auf Sikes und dem Versuch, die Einwohner Londons zu retten sind mir weitere positive Aspekte des Buches aufgefallen…
The Haven ist die Zukunft der Bildung. Die Kinder dort lernen gern und konzentriert – und das ohne Erwachsene. Jeder kann etwas besonders gut und gibt es an die anderen weiter, den Rest erarbeiten sie sich selbst. Das ist Montessori Pädagogik par excellence. Auch haben die Kinder eine Form des Miteinanders gefunden, von der wir Erwachsenen uns gern eine Scheibe von abschneiden können!
Die Altersempfehlung ab 12 Jahre ist passend – jedoch nur für nicht allzu zart besaitete Leser. Die Brutalität wird zwar nicht explizit beschrieben, aber es sterben einige Menschen – und selten sind es die „Bösen“.
Es ist fast unmöglich The Haven NICHT in 24 Stunden zu lesen. Spannung, Action, Freundschaft, Witz und super Charaktere – der perfekte Cocktail! (geschüttelt, nicht gerührt!)