Bereits mit dem zweiten Satz wurde mir Billie, die Hauptfigur, sympathisch. «Ein Lied im Radio war nur noch Geräusch und keine Einladung mehr mitzusingen, obwohl keine von uns den Text kannte.» Ich mag die bildhafte Sprache, die mich einige Seiten später zu Mutter und Tochter in ihre Wohnsiedlung teleportierte und während des ganzen Buches begleitete. Wem sowas gleichfalls zusagt empfehle ich nicht lange Rezessionen zu lesen sondern mit dem Buch zu starten.
Billie holt den Leser immer mehr in ihre Welt. Während man sie auf der Suche nach ihren eigenen Wurzeln (nach dem Tod ihrer Mutter will sie ihren Vater finden) begleitet kommt man als Leser nicht selten an die Stellen, an denen man sich fragt, wieso wurde Billie nicht von der Polizei aufgegriffen oder warum wurde etwas angesprochen und dann doch nicht darauf eingegangen. Für mich macht es die Erzählerin mit ihren 14Jahren sogar glaubhafter, wenn nicht alles so «erwachsenhaft» rund abgehandelt wird.
Während der flüssig geschriebenen Erzählung hält man sich oberflächlich gesehen oft bei der Beschreibung von Mahlzeiten auf, doch im Grunde sind einige Charakter in dieser Erzählung, und nicht nur im Vergleich zur Hauptfigur, sehr wortkarg und manche haben Geheimnisse und so bleibt vieles ungesagt. Es ist dem Leser überlassen, die Emotionen aus dem Gebäck zu schmecken oder die vielen bildhaften Sätze wertzuschätzen. Zu entdecken und schmunzeln gibt es in diesem Buch wirklich sehr vieles und manches regt zum Nachdenken an oder benötigt eine Leseverdaupause weil man wirklich ganz bei Billie und ihrer Reise ist.
Ich könnte mir dieses Buch sogar als Schullektüre für Teenies vorstellen. Alles zusammen ein sehr angenehmes Lesevergnügen mit vielschichtigen Charakteren und tiefen Emotionen.
Mein Fazit, nach grandiosem Einstieg ging es mir zwischendurch wie auch anderen in der Leserunde, ich wurde kritischer, wenn etwas nicht ganz realistisch erschien und hinterfragte teilweise auch die Absichten der Schreiberin Elena Fischer. Als ich es schaffte mich wieder ganz in die Emotionalität des Buches zu versenken, konnte ich es auch wieder ganz geniessen. Es ist ihr erstes Buch und vermutlich geht es ihr da wie sovielen Autoren, das erste ist nicht nur persönlicher sondern auch viel emotionaler. Dieses Buch werde ich wohl irgendwann ein zweites Mal lesen, weil es wohl zu den Büchern gehört, die einem je nach dem wo man selber gerade im Leben steht, etwas anderes zurück gibt.