Britta hat es samt Familie in den Hamburger Speckgürtel verschlagen, ins Marschland, wo früher stolze Hufner Höfe als Korn- und Gemüseversorger Hamburgs das fruchtbare Land bestellten. Noch fühlt sie sich nicht angekommen, das gemeinsam mit den Kindern und Mann bewohnte großzügige Haus erscheint ihr fremd. Bei einem Spaziergang entdeckt sie den Namen Abelke Bleken, und mit Energie stürzt sie sich in die Erforschung der rätselhaften Frau. Diese einst stolze Bäuerin eines stattlichen Hofes wurde um 1580 als Hexe verbrannt. Gleichzeitig merkt Britta, wie sie und ihr Mann Philipp sich entfremden. Tochter Mascha fühlt sich im Dorf im Marschland wenig willkommen. Es sind zwei bewegende Frauenschicksale, die Jarka Kubsowa raffiniert ineinander verschlungen erzählt. Eindrucksvoll wird die Landschaft und die Stimmung der verschiedenen Jahreszeiten beschrieben. Der Plot macht betroffen, weil plastisch erlebbar wird, wie eine männerdominierte Justiz gegen aussergewöhnliche, unabhängige oder einfach nur starke Frauen vorging. Und nicht selten spielten selbstsüchtige Motive eine wichtige Rolle. Die souveräne und sprachlich exzellent umgesetzte Art und Weise, wie es der Wahlhamburgerin gelingt, die tatsächlich historisch belegte Figur Abelke Bleken mit der Geschichte der Frau von heute, die den Sprung in ein anderes Leben schaffen muss, packend zu verbinden, verdient meine volle Bewunderung.