Dieses Buch stand schon lange auf meiner Muss-ich-gelesen-haben-Liste, viel erwartet habe ich von der Lektüre jedoch nicht. Schon zu oft hat mir ein hochgelobter Klassiker nicht gefallen. Nicht so aber “Wer die Nachtigall stört”. Die Geschichte, aus der Sicht der sechsjährigen Scout erzählt, zog mich sofort in ihren Bann, obwohl anfänglich scheinbar gar nicht so viel passiert. Es geht um die Familie Finch, das sind Scout, ihr älterer Bruder Jem und Vater Atticus. Die drei leben in den 1930er-Jahren in einer Kleinstadt in Alabama und erfahren Ausgrenzung von Bekannten und Verwandten, als Vater Atticus in einem Gerichtsprozess den schwarzen Tom Robinson vertritt. So offensichtlich wie Toms Unschuld ist, ist auch der Rassismus, der im Amerika der 30er-Jahre vorherrscht und die Geschworenen davon abzuhalten scheint, ein gerechtes Urteil zu fällen. Das alles erzählt Scout mit kindlichem und doch klarem Blick, was das absurde Konstrukt Rassismus erst recht entlarvt.
Das Buch hat mich berührt, ich empfehle neben dem Buch auch das deutsche Hörbuch (gelesen von Eva Mattes & kostenlos auf Spotify). Die Geschichte konfrontiert einen mit Vorurteilen, Fragen zu Rassismus, Ausgrenzung und Menschlichkeit. Gleichzeitig ist das Buch auch im Lichte heutiger Rassismusdebatten spannend zu interpretieren und auch zu hinterfragen. Harper Lee hat für dieses Buch, ihr einziges, den Pulitzerpreis erhalten und mit Atticus Finch eine Figur geschaffen, die Vorbild für viele ist in Sachen Umgang mit anderen Menschen. “Wer die Nachtigall stört” ist eine absolute Empfehlung und zurecht ein Klassiker und Pflichtlektüre in vielen Schulen! Wer es noch nicht gelesen hat, dem lege ich das dringend ans Herz. Mich hat die Geschichte auch nach dem Fertiglesen des Buchs nachhaltig begleitet und zum Nachdenken gebracht.