Im Buch “Vor aller Augen” von Martina Clavadetscher bekommen Frauen eine Stimme, die sonst nur “hängen”.
Sie hängen an den Wänden der Museen, sie sind Portraits. Bereits in der ersten Kurzgeschichte ist man mittendrin, mittendrin in den Portraits, in den Leben von Frauen, die den Künstlern als Musen galten, deren Namen uns meistens nicht bekannt sind und trotzdem schauen wir die Damen an, bewundern oder kritisieren sie. im Buch sprechen diese Damen nun zu uns. erzählen von den Künstlern, von den endlosen Momenten in denen die Kunstwerke entstanden, von den Konflikten ihrer Zeit, von Missbrauch, von unerfüllten Zielen, von ihren Gedanken.
Martina Clavadetscher versteht es die Leser in ihren Bann zu ziehen. die Geschichten sind unerwartet vielleicht auch unerhört und auf jeden Fall spannend.
in der ersten Geschichte beklagt sich die porträtierte Cecilia, dass wir genug geschaut hätten, dass wir genug von ihrem Äusseren gesehen haben und doch nichts über sie wissen.
in der letzten Geschichte fragt uns Alice, ob es möglich ist, eine porträtierte Person wirklich zu sehen und zu kennen, oder ob wir alle nur die “Rollen” der dargestellten Personen erkennen, nicht aber deren Wesen.
diese Frage bleibt wohl: wie gut können wir Menschen erkennen, rein von ihrem äusseren Erscheinungsbild?
Ein Buch, das sich lohnt zum lesen, etwas ganz anderes - Vor aller Augen