Der Debütroman des Iren Rónán Hession, «Leonard und Paul», ist eine unaufgeregte, schöne Geschichte über zwei Freunde und das Leben, die mich an «Was man von hier aus sehen kann» von Marianna Leky erinnerte.
Leonard und Paul, beide um die 30 Jahre alt, kennen sich bereits seit der Schule, wohnen jeweils noch in ihrem Elternhaus und hatten bisher keine Beziehungen. Sie sind beide recht introvertiert und zufrieden mit ihrem Leben, wie es ist. Doch wie das im Leben so ist, bleibt ja doch nicht immer alles gleich. Leonards Mutter stirbt, auf der Arbeit lernt er die Brandschutzbeauftragte, Shelley, kennen und in ihm reift der Gedanke, statt als Ghostwriter selbst als Autor ein Sachbuch zu schreiben und zu illustrieren. Pauls Schwester, Grace, wird am Ostermontag heiraten, seine Eltern würden gerne mal wieder allein irgendwohin verreisen und durch Zufall lernt Paul den Vorsitzenden der Gemeinschaft der Pantomimen kennen, was bei ihm Dinge ins Rollen bringt.
Es passiert augenscheinlich nicht viel in diesem Roman. Wir begleiten zusammen mit dem allwissenden Erzähler die Figuren, nicht nur Leonard und Paul, durch ihr Leben in den Wochen vor Grace’ Hochzeit. Sie teilen ihre so unterschiedlichen Gedanken mit uns, die stark geprägt sind von der jeweiligen Lebensphase, in der sie sich gerade befinden. Hession schreibt mit leichter Ironie. Seine Figuren sprechen sehr literarisch, was zum speziellen Flair des Romans beiträgt. Vom Schauplatz her könnten wir uns überwiegend auch irgendwo anders auf der (westlichen) Welt befinden, was die Identifikation mit den Figuren, ihren Gedanken und Problemen zusätzlich erleichtert.
Die sympathischen, menschlichen, ruhigen Figuren sind es, die den Roman derart liebens- und lesenswert machen, allen voran Paul und Leonard, die sich Zeit nehmen in ihrem Leben, Probleme am liebsten bei Brettspielen besprechen und uns und ihre Umwelt Achtsamkeit lehren. «Leonard und Paul» ist zum Lieblingsbuch der britischen Buchhändler*innen gewählt worden und ich kann verstehen, warum.
Aus dem irischen Englisch von Andrea O’Brien.