In der Villa des bekannten Berliner Schönheitschirurgen Professor Doktor Roderich Kracht wird dessen Frau tot aufgefunden. Die tote Melanie Kracht landet auf dem Tisch von Sabine Yao, im Sektionssaal für Extremdelikte.
Die Rechtsmedizinerin stutzt, denn ihre Untersuchungen zum Todeszeitpunkt decken sich nicht mit den Beobachtungen am Tatort. Was hat sie übersehen?
Der Autor Michael Tsokos, der Professor für Rechtsmedizin und ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik ist, kennt die Materie, in der diese Geschichte sich vorwiegend bewegt, bestens. Man merkt sehr gut, dass er in der Welt der Autopsien, Untersuchungen und Tatortsbegehungen zu Hause ist. Leider hat er oft mit sehr, sehr detaillierten Beschreibungen der rechtsmedizinischen Hintergründe die Handlung komplett auf der Stelle treten lassen.
Es wird zudem immer wieder detailliert auf die Arbeit eines Rechtsmediziners hingewiesen. Oft mit nicht “fallrelevanten” Toten. Da besucht zum Beispiel Doktor Sabine Yao einen ihr bekannten Rechtsmediziner an seinem Arbeitsort. In dem Sektionssaal muss sie 4 Autopsietische abschreiten, bis sie ihn antrifft. Michael Tsokos hat die Leichen und die Arbeit daran an allen vier Tischen genaustens beschrieben, obwohl diese keine Rolle spielen bei dem Fall rund um die tote Frau, in dem ermittelt wird.
Eigentlich ist die Identität des Mörders, mangels falscher Fährten, fast von Beginn weg klar. So liegt der Fokus auch nicht auf dem Rätseln des Lesers oder klassischen Ermittlungen. Der Fokus liegt in diesem Thriller auf der Arbeit eines Rechtsmediziners. Es wird erst gegen Schluss spannend, als Sabine Yao in die Fänge des Täters gerät.
Die Protagonisten aus den vorderen Reihen des Autors, Dr. Fred Abel und Dr. Paul Herzfeld, mischen auch in dieser neuen Reihe am Rande mit. Hauptperson ist aber hier Sabine Yao, deren private Dinge nun weiterlaufen, nachdem sie in “Zerissen” den Anfang gefunden hatten. Was genau geschehen ist, wird jedoch sehr gut erklärt und man kann sicher auch ohne Vorwissen gut folgen.
Michael Tsokos nimmt kein Blatt vor den Mund. Oft sind seine Erläuterungen und Beschreibungen sehr blutig und eklig. Sabine Yao ist eine Figur, die mit Enthusiasmus bis zu den Ellbogen in den Leichen wühlt. Das muss man, als Leser, wegstecken können ohne sich zu ekeln.