«Kryo- Die Verheissung» ist das erste Buch, das ich von Petra Ivanov lese. Viel hatte ich bereits von ihr gehört, entsprechend hoch waren die Erwartungen.
Im Auftakt ihrer Trilogie geht es im Kern um eine Mutter, die ihren Sohn sucht. Dieser recherchierte in zukunftswissenschaftlichen Kreisen über das Verfahren der Kryotechnologie und des Transhumanismus, also die Möglichkeit, einen Menschen zu konservieren und seinen Geist später in einen Roboter hochzuladen. Doch dabei trat er den falschen Menschen auf die Füsse.
Noch vor den Beginn ihres Thrillers stellt die Autorin ein Personenverzeichnis und das ist insofern sinnvoll, als dass sie als allwissende Erzählerin in recht knappen Kapiteln in wechselnde Perspektiven schlüpft. Es braucht daher ein wenig Zeit, um sich zurechtzufinden. Hinzu kommt, dass die Mutter während ihrer Suche immer wieder gedanklich in die Vergangenheit abschweift. Clever gesetzte Cliffhanger halten die Spannung von Anfang an recht konstant aufrecht. Da sie uns gezielt Informationen vorenthält, haben wir kontinuierlich etwas zu rätseln.
Da das Buch der Auftakt einer Trilogie ist, werden am Schluss längst nicht alle Zusammenhänge geklärt und offenen Fragen beantwortet. Dafür werden wir auf die Folgebände warten müssen, von denen der zweite im Frühjahr 2024 erscheint.
Mich hat «Kryo – Die Verheissung» lange nicht gepackt. Vermutlich lag das an den vielen Figuren, bei denen es wegen der vielen Wechsel lange gebraucht hat, um sich mit einer oder mehreren zu identifizieren. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich das Buch in drei Abschnitten über drei Wochen gelesen habe und mich so jeweils wieder hineinfinden musste.
Ich habe zwar selber kein Interesse daran, mich irgendwann konservieren zu lassen, aber ich fand die moralischen Gedankenspiele, die Ivanovs Figuren im Hinblick auf den Transhumanismus anstellen, äussert interessant. Gleiches galt für die politischen Hintergründe im Buch, darunter die Sanktionen gegen russische Unternehmen und wie diese auch von amerikanischer Seite umgangen werden sowie die prekäre Situation von US-amerikanischen Obdachlosen.
Im letzten Drittel stieg zudem die Bedrohungsspannung stark an und das Buch wandelte sich in eine Art Spionage-Thriller, sodass ich jetzt doch gespannt bin auf die Folgebände und die Auflösungen.
Fazit: Ein in mancherlei Hinsicht durchwachsener Trilogie-Auftakt zu dystopisch anmutenden Themen und zugleich mit aktuellen politischen Bezügen, aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, der mich zum Schluss doch gepackt hat.