Haslers Roman beleuchtet einen mir gänzlich unbekannten Teil schweizerischer Geschichte in dem Mentona Moser eine zentrale Rolle spielt - es ist das Aufkommen des Kommunismus und dem anfänglich damit verbundenen Traum einer besseren und gerechteren Welt - der in der russischen Revolution quasi explodiert - und unter Stalin dann im Grunde genommen auch zerschellt…
Aus reichem Hause - was Geld, aber nicht Liebe und Zuwendung anbelangt - reift Mentona trotz (oder gerade wegen?) allem mit einer sozialen Ader heran. Sie geht ihren Weg, folgt ihren Idealen und nimmt auch den Bruch mit ihrer Mutter in Kauf. Ihr Leben gleicht einer Berg-und-Tal-Fahrt. In London lernt sie das Settlement kennen, das sich um in Armut Geratene kümmert, Bildung bietet und das Gesundheitswesen aufbaut - und trägt die Idee auch unter ‘roter Flagge’ in die Schweiz. Eine zunächst glückliche Ehe zerbricht, allein auf sich gestellt und finanziell abgehängt, kümmert sie sich um ihre beiden Kinder - und verfolgt weiter ihre Ziele.
Es ist unglaublich, wo diese Frau wirkt und was sie alles anpackt - und sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn manch einer der Träume platzt… Immer wieder hat sie gute Freunde zur Seite, vor allem auch aus den kommunistischen Kreisen.
Über Berlin geht sie letztendlich ebenfalls in das ‘neue Russland’. Zusammen mit Platten und in der Nähe seines Schweizer Gutes gründet sie ein Kinderheim - und kommt doch immer mehr in die stalinistischen Mühlen und nach ihrem Wegzug nach Berlin in jene der aufstrebenden Nationalsozialisten.
Eine wirklich interessante Geschichte - manchmal hat es jedoch zu viele ausführliche Nebenschauplätze. Gelungen finde ich, wie Hasler immer wieder den Bezug zum Heute bringt - z.B. mit Zürich ‘St. Annahof’, der auf Balsinger zurück geht und noch heute besteht.
Enttäuschend dann der Schluss: Hasler zieht plötzlich und unvermittelt den Stecker! Die Jahre des 2. Weltkrieges, die Zeit danach und ihre in der neuen DDR werden mit einer Handvoll Sätzen abgetan. Das hinterlässt kein gutes Gefühl… Was ist aus ihren Kindern geworden? Was aus dem Kinderheim Erster August in Russland? Ihr Leben in der DDR?…
Die Vier in der Bewertung ist von daher ‘grosszügig’ gedacht.