Die 84-jährige Gun muss hilflos mitansehen, wie eine junge Frau auf den zugefrorenen See eilt, einbricht und ertrinkt. Schnell ist klar, dass die Tote vor jemandem auf der Flucht war.
Kommissarin Fredrika Storm ermittelt. Sie hat sich erst vor kurzem von Stockholm nach Harlösa, wo sie aufgewachsen ist, versetzen lassen und verstärkt nun das Team der Kriminalpolizei Lund. Einerseits fallen ihr damit die Recherchen einfacher, denn sie kennt viele der Befragten.
Andererseits ist sie persönlich in die Ermittlungen verstrickt, da sie diese auch in der eigenen Familie anstellen muss.
Was in “Schwarzvogel” wie ein Unfall beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einem Mordfall mit Zeugen, Hintergründen und einem Motiv. Letzteres liegt lange Zeit im Dunkeln und hat viel Rätsel-potenzial.
Fredrika, die neu im Team in Lund arbeitet, wird immer mehr in die Ermittlungen hineingezogen. Damit erlaubt sie sich auch immer wieder einmal einen Fauxpas, indem sie Interna verrät oder zu forsch an die Befragungen geht. Die junge Kommissarin taucht tief ein in die Vergangenheit ihrer Familie, was ab und zu überbordend thematisierte Familienverhältnisse und alte Geschichten auslöst. Sehr gut ausgearbeitet und nachvollziehbar empfand ich ihren persönlichen Spagat zwischen Professionalität und ihren familiären Gefühlen. Nicht ganz verstanden und realistisch empfand ich hingegen, dass ihre Vorgesetzten Fredrika weiter ermitteln lassen, obwohl der Verdacht da ist, dass ihre Familie irgendwie in den Fall verstrickt ist. Eine Kommissarin, die Onkel, Cousine oder Grossmutter befragt, ist jenseits der Realität.
Fredrika muss sich nicht nur in dem neuen Fall und einer neuen Arbeitsstelle, sondern auch mit einem neuen Kollegen zurechtfinden. Henry Calment, den ich über weite Teile der Geschichte nicht richtig fassen konnte. Henry ist von Haus aus reich, lässt immer wieder mal seinen Reichtum und damit verbundene snobistische Züge durchschimmern und ist leider oft nur Dekoration neben der eifrig ermittelnden Fredrika Storm. Die beiden raufen sich zusammen und ich bin gespannt, ob Henry mehr Platz erhält im nächsten Band.
Geschickt hat die Autorin die Familiengeschichte der Kommissarin, sowie Altlasten aus der Vergangenheit des Dorfes mit dem Mordfall in der Gegenwart verwoben. Ab und zu blinzeln Themen, die auch in der Realität aktuell sind, durch. Die Klimakrise mit den damit verbundenen Ueberschwemmungen, dem raren Schnee und die sehr trockenen Sommer werden erwähnt.
Als Auftakt ist dieser erste Teil einer geplanten Serie gelungen und ich freue mich auf weitere Fälle der Kriminalpolizei Lund!