[Werbung, Rezensionsexemplar]
Rezension Oracle - Ursula Poznanski
Einzelband| Loewe Verlag| Erschienen am 16.08.23 | 432 Seiten
꧁Inhaltsangabe꧂
Julian ist von Kindheit an anders als seine Mitschüler. Er sieht sich immer wieder mit merkwürdigen Visionen konfrontiert, welche seine Therapeutin als Trugbilder bezeichnet. Mit den richtigen Medikamenten verschwinden diese Visionen aber nach und nach und erlauben es Julian ein normales Leben zu führen. Jahre später reisst ihm die Erkenntnis, dass einige seiner Visionen Wirklichkeit geworden sind, den Boden unter den Füssen weg und ihm drängt sich eine Frage auf: Was, wenn der Fluch eigentlich eine Gabe ist?
꧁Handlung꧂
Ein Junge, der Trugbilder sieht. Der Balanceakt zwischen Realität und Fantasie. Und das grosse Verlangen, das Richtige zu tun. Klingt nach einem ziemlich spannenden Plot, oder? War es auch. Julians Geschichte startet eher zahm, nimmt dann aber nach und nach Fahrt auf. Ich habe von Anfang an gerne seine Reise verfolgt, habe mich aber eher wie eine Zuschauerin gefühlt anstatt dass ich wirklich direkt im Geschehen mit drinn war. Das Buch liess sich sehr flüssig lesen, der Spannungsbogen war da, aber eben nicht ganz so gespannt, wie ich es mir gewünscht hätte. Mit dem Ende hatte ich auch etwas Mühe, da es sich für mich nicht wie ein befriedigender Abschluss angefühlt hat. Dies erlebe ich aber bei Poznanski oft.
꧁Charaktere꧂
Julian ist ein spannender und dreidimensionaler Charakter, der unbedingt ein ganz normaler Student sein möchte. Gleichzeitig lassen ihn seine Visionen nicht ganz los und er schwankt durchgehend zwischen Unglaube, Begeisterung und Panik hin- und her. Dies wurde sehr glaubhaft dargestellt und ich konnte Julians zwiespältige Gefühle gut nachvollziehen. Auch seinen Mitbewohner Robin, sowie Pia und Kinski habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Die anderen Charaktere blieben relativ blass, was mich aber nicht sonderlich gestört hat, da es ja vor allem um Julian gehen sollte. Was ich leider sehr schade fand, war die Darstellung von Julians Therapeutin Sonja, welche sich meiner Ansicht nach überhaupt nicht professionell verhalten und ihre Schweigepflicht auch verletzt hat. Auch während den Sitzungen war sie mehr sehr unsympathisch. Die Handlungen des Antagonisten fand ich teils interessant, blieben aber leider sehr im Dunkeln, genauso wie die genauen Motive. Hier hätte ich mir definitiv mehr Klarheit gewünscht.
꧁Fazit꧂
Oracle greift das Thema der Präkognition auf, welches ich sehr interessant finde. Julians Charakter war glaubhaft und tiefgründig und ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Dennoch ist dieses Buch meiner Meinung nach eines der schwächeren von Poznanski. Ich hätte mir sehr viel mehr Klarheit gewünscht, zum einen auf die Handlungen von Charakteren bezogen, zum anderen auch auf das Thema Präkognition insgesamt. Aber vielleicht war auch eben das der springende Punkt: Dass es eben nicht wissenschaftlich bewiesen und dementsprechend schwer zu konkretisieren ist. Dennoch hat es mir hier an Substanz gefehlt.