Mit ihrem Erstlingswerk “Apfelmädchen” hat Tina Martin einen fulminanten Start hingelegt. Da bleiben wenig Zweifel an der Qualität der kommenden Werke.
Der sehr reduzierte und präzise Schreibstil erfordert ebenso präzises Lesen. Es wird nichts Unnötiges erklärt oder langfädig ausgeführt. Dem Leser wird Raum gelassen für Gedanken und Interpretationen.
Die Protagonisten werden ebenso sachlich eingeführt, dann aber spielen die feinen Zwischentöne eine grosse Rolle. Langsam, Schicht für Schicht wird ein immer persönlicheres Bild der Personen gezeichnet. Vieles ist nicht so, wie es zu Beginn scheint, alles ist etwas subtiler. Die zurückhaltende Idun und der grosspurige Calle haben sich langsam aber sicher in mein Herz geschlichen. Ich hoffe, Ihnen im nächsten Band wieder zu begegnen.
Die Geschichte besteht aus einem Teil in der Gegenwart und einem darin eingeflochtenen Teil, der in der Vergangenheit spielt. Daraus bildet sich ein doppelter Spannungsbogen, der mich nicht mehr losgelassen hat. Die Erzählweise ist sachlich, deutlich und auf das Nötige beschränkt. Gerade deswegen erscheinen gewisse Szenen besonders drastisch, und lassen einen fassungslos, betroffen und atemlos zurück. Wer sich schwer tut mit grausamen Szenen, sollte vielleicht ein wenig gewarnt sein.
Aus meiner Sicht ein hochgradig lesenswerter Thriller von bestechender sprachlicher und erzählerischer Qualität. Das Skandinavische Thriller-Erbe ist deutlich spürbar, allerdings scheint hier eine neue Generation am Werk zu sein.
Über die 5-er Bewertung musste ich keine Sekunde nachdenken. Es ist also eine glatte 5 von mir.