Harrison ist ein typischer Junge: zwar liebt er seine Familie ziemlich sehr, aber auch er hat seine Macken. Sobald er seinen Willen nicht bekommt, gibt es kein Halten mehr und er bekommt einen Tobsuchtsanfall. Der ist kaum zu bremsen. Als er auf einer Geburtstagsfeier seines unliebsten Schulkameraden Hector auch wieder einen Wutanfall bekommt, bekommt er von der Astrophysikerin Shelley einen besonderen Luftballon geschenkt. Denn das ist kein normaler Luftballon, sondern ein schwarzes Loch! Wahnsinn, was man darin alles verschwinden lassen kann: Schulbücher, der nervtötende Nachbarshund, Schulaufgaben, der eklige Brokkoli oder die Leber, oder: sogar Hector. Schnell schwinden die Wutanfälle, denn schneller als man schauen kann, ist die Ursache für Harrisons Wutanfälle weg. Schnell wird aber Hector klar: nur weil er jetzt froh ist, dass Hector oder der Nachbarshund weg ist, muss das andere nicht ebenso glücklich machen. Und spätestens, als seine Eltern im schwarzen Loch verschwunden sind, muss Harrison erkennen: er muss was ändern. Er begibt sich auf die Suche nach Shelley, denn die hat die Lösung für seine Probleme.
Dieses Buch hat mich begeistert. Ich konnte mich so gut in Harrison hinein versetzen. Man fragt sich oft, wie man unliebsame Dinge für immer verschwinden lassen kann. Dann wäre manches doch viel einfacher, oder? Die lästige Steuererklärung, der nervige Nachbar… und doch muss man sich der Konsequenzen bewusst sein. Wenn man gewisse Dinge ausblendet, dann heißt das nicht, dass das gut ist. Im Falle von Harrison sind die Nachbarn total traurig, dass der Hund verschwunden ist. Auch wenn Hector total garstig ist, seine Eltern sind traurig, dass er nicht da ist. Auch seine eigenen Eltern vermisst er schnell. Mir gefällt die Veränderung, die Harrison durchlebt. Er lernt, dass sein Verhalten Konsequenzen hat. Er versteht, dass weder seine Wutanfälle noch sein Wunsch, alles zu verschwinden lassen, nicht die Lösung ist. Sondern dass auch er Brücken schlagen muss, und ihm seine Umwelt und Umgebung genauso Brücken baut, die er nützen kann.
Für dieses Buch – finde ich jedenfalls – braucht es fast keine Altersangabe. Für kleinere Kinder ist dieses Buch ebenso hilfreich wie für uns Erwachsene. Mag ein schwarzes Loch eine hochkomplexe Wissenschaft sein, Ben Miller schafft es, das Prinzip Perspektivenwechsel uns allen nochmal verständlich aufzuarbeiten. Manchmal muss man sich drehen und wenden, um festzustellen: man war total festgefahren und in einem schwarzen Loch gefangen. Mit dem richtigen Schwung kann man durchaus die richtige und neue Perspektive einnehmen.