Zweiter Teil. Schwierig. Anstrengend und manchmal einfach nur traurig. Mein Mitgefühl für Muna hat sich mittlerweile in Mitleid verwandelt. Denn für mich ist Muna so ein typisches Beispiel für einen Menschen, der zwar altersmässig erwachsen ist, aber emotional noch in den Kinderschuhen steckt.
Muna hat meines Erachtens keinen oder nur einen extrem geringen Selbstwert, leidet unter Bindungsangst und hängt sich an Magnus, um von ihm das zu bekommen, was sie sich eigentlich von ihrem Vater gewünscht hätte, aber dort nicht bekommen hat.
Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Muna selbstbestimmt entscheidet. Sie entscheidet schon selbst, immer wieder woanders hinzugehen, was bei mir aber eher den Eindruck erweckt, dass sie auf der Flucht ist. Auf der Flucht vor sich, dem Leben, ihrer Vergangenheit, ihren Traumatas.
Und wie nicht anders zu erwarten war, lässt sie sich wieder ausnutzen, ohne irgendwelche Muster zu erkennen oder sogar zu hinterfragen.
Was mir ein bisschen aufstösst, ist die meines Erachtens durchweg “negativ angehauchte” Schilderung der Lebensumstände in der ehemaligen DDR. Die Autorin ist in Ungarn aufgewachsen. Zwar auch sozialistisch, aber eben nicht die DDR. Sie selber hat, soweit ich das gesehen habe, nie in der DDR gewohnt, sondern ist zu einer Zeit in das Territorialgebiet der ehemaligen DDR gereist, als es diese staatentechnisch schon nicht mehr gab und die Menschen einfach euphorisch alles mitnahmen, was es gab, und ständig allen und jeden bestätigen mussten, wie schlecht alles war. Damit soll die ehemalige DDR jetzt nicht beschönigt oder die Dinge, die geschehen sind, verharmlost werden. Aber gerade für Kinder war es wesentlich “offener” und positiver als von der Autorin dargestellt. (Spreche aus eigener Erfahrung.)
Bin gespannt, was der dritte Teil bringt, wobei ich, ehrlich gesagt, auch ein bisschen Angst davor habe. Denn, wie tief muss Muna denn noch sinken, bevor sie aufwacht. Wenn sie es überhaupt tut.