Virginia Woolf entführt uns in die Nachkriegszeit nach England. der Junitag beginnt mit den Vorbereitungen der Abendgesellschaft, die im Hause Dalloway am selben Abend stattfinden werden soll. ich wollte dieses Buch schon immer mal lesen, weil es ein Klasssiker ist. den Schreibstil finde ich sehr “anders” zu dem, was ich sonst lese, zu Beginn hat es mich sehr viel “gekostet” am Ball zu bleiben, und doch hat der Stil “was” an sich: da die Geschichte aus den Perspektiven von verschieden Leuten schreibt wie auch von der Vergangenheit und der Gegenwart. Auf den ersten Moment ist es ein eher belangloser Inhalt; es geht nicht wirklich spannend voran! Clarissa steht da in London. Clarissa bereitet sich für die Party vor, geht Blumen einkaufen, sieht eine Limousine vorbeifahren, ein Flugzeug und eilt wieder nach Hause.
auch die anderen Charaktere wie zum Beispiel Lucrezia und Septiumus erleben nicht wirklich viel; sie sehen die Limousine und das Flugzeug wie Clarissa. Virginia verwebt die Gedanken der verschiedenen Charaktere ineinander. Obwohl sich diese Charaktere nicht kennen und es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Clarissa und Septimus gibt scheint es fast so, als ob sie miteinander verbunden wären, da wir ihre Perspektiven lesen und sie anscheinend am selben Ort wie Clarissa sind und zum Teil das Gleiche wie sie erleben, aber unterschiedlich wahrnehmen.
Dies könnte durchaus die Sicht der damaligen Gesellschaft widerspiegeln: im Weltkrieg wurde die Gesellschaft sehr kollektivistisch (alle waren miteinander verbunden und mussten zusammen überleben) nach dem Krieg kam vermehrt der Wunsch und auch die Gelegenheit zur Individualität. ich denke, dies widerspiegelt sich auch als Peter und Clarissa sich begegnen. wir lesen aus beiden Perspektiven. dies könnte die Individualität der Charaktere zeigen. Individuell und doch verbunden! wir lesen die Situation doppelt, gehen die Straswsen Londons sozusagen “doppelt” ab.
Mega fortschrittlich von Virginia Woolf finde ich, wie sie Themen aufgreift, die zur damaligen Zeit (nach dem zweiten Weltkrieg) völlige Tabuthemen waren! Themen, die die Schattenseiten und Konsequenzen des Krieges aufzeigen. wie zum Beispiel: das sexuelle Interesse zwischen Frauen! Über das wurde damals nicht gesprochen! Oder Männer die Weinen! damit zeigt Virginia Woolf ein völlig neues Männerbild, einen weinenden Mann! - einen hilflosen, erfolglosen, verlorenen Mann! Zwischen den Zeilen lese ich auch Kritik der Klassenunterschiede.
Ein Buch der anderen Art. Es liest sich nicht so flüssig.