Karin Seemayer lädt ein, 150 Jahre in die Vergangenheit zu reisen und den Bau des ersten Tunnel durch das Gotthardmassiv mitzuerleben: Im Fokus steht das kleine Dorf Göschenen, das sich durch die externen Einflüsse während des Tunnelbaus selbst stark wandelt, das grösser wird, das neue Arbeitsstellen eröffnet und alte Berufe verändert. Wir erleben die Geschichte von Helene Herger, Tochter eines lokalen Fuhrmanns, die sich ausgerechnet in einen italienischen Mineur verliebt - Spannungen innerhalb der Gemeinde sind garantiert.
Die Autorin spielt sehr raffiniert mit Realität und Fiktion, historisch belegte Personen tauchen auf, der Bau des Tunnels wird grösstenteils wahrheitsgetreu wiedergegeben. Der Roman selbst handelt aber nicht nur vom Tunnelbau selbst, sondern zeigt auch einen Querschnitt durch die damalige Gesellschaft auf, geprägt von Fremdenhass, Angst vor Innovation, Einfallsreichtum, Krankheiten - und auch das damalige Familienbild spielt eine grosse Rolle, sei es sowohl innerhalb der Familie selbst, als auch das Wirken der Familie auf andere.
Das Buch behandelt ein wichtiges Kapitel der Schweizer Geschichte, dessen Auswirkungen auf die heutige Schweiz immer noch prägend sind. Ein schön geschriebener Roman (mit Liebesgeschichte), der aber vor allem auch durch die historischen Aspekte und die Landschaftsbeschreibung punkten kann