Eigntlich sollte Max Mohr ja ein Portrait von Dieter Zingg schreiben, der als Künstler neuerdings in die Politik einsteigen will. Doch die Begegnung am heimischen Küchentisch und Atelier ist dermassen einlullend, das Mohr einfach nichts einfallen will… allen Anfangssätzen zum Trotz.
Zu allem Übel stört ihn auch noch eine Fliege - die er ‘kaltblütig’ erschlägt - und dabei auf Werner Munzinger stösst - und damit eine verschollene Biografie ans Tageslicht hebt, die spannender und überraschender nicht sein könnte:
Der Oltner Werner Munzinger, dessen Vater zum Finanzminister aufsteigt, dessen Bruder später das OR überarbeitet und neu aufgleist, fährt als Handels- und Forschungsreisender nach Kairo, wirkt am Roten Meer und in Abessinien - und avanciert letztendlich gar zum Pascha - ohne dass er es je gewollt und angestrebt hätte. - In dieser Rolle setzt er sich noch vehementer gegen die Sklaverei ein - mit durchaus moderne sozial-ethische Vorstellungen (z.B. Bildung als Schutz). Er baut an der Wasserversorgung im Land, eine Eisenbahnlinie, etc.
Farbig erzählt Capus diese Geschichte, verwoben immer wieder mit Mohr, der selbst mit einem Preisschocker nach Kairo reist - letztendlich selber aus seinem ‘gut bürgerlichen’ Redaktorenleben ausbricht - Zingg-Portrait hin oder her - und dafür Munzingers Biografie neu aufleben lässt.
Gegen Schluss ist viel ‘Korrespondenz’ abgedruckt - vom Sprachfluss passt sie sich sehr gut in den Sprachduktus von Capus ein. - Wie weit sie original ist, weiss ich jedoch nicht - möglich ist’s auf alle Fälle. Allerdings wirkt die Geschichte damit irgendwie ‘schreibfaul’, weil die Ebene etwas aus der Erzählung fällt.
Lohnenswert ist die Lektüre auf alle Fälle - wegen dieser einzigartigen Gestalt ‘Werner Munzinger - Pascha’