Eine seelisch zerschmetterte Siebzehnjährige ist die Protagonistin in diesem Roman. Aber nicht nur seelisch zerschmettert ist sie, sondern sie wird tatsächlich geschlagen von ihrem Vater. Das spuckt sie sarkastisch aus in den ersten paar Seiten. An den Schreibstil musste ich mich dann erstmal auch gewöhnen, mit den Satzstrukturen und der Wortwahl, bis man realisiert, dass man hier aus der Sicht einer Jugendlichen liest.
Der zweite Teil war für mich weitaus schwieriger zu lesen, weil man mitbeobachten muss, wie Juli zwar ihrem Elternhaus „entkommt“, aber schon tief in diesen Mustern steckt und ihnen kaum entkommt - das schmerzt, um zu lesen.
Im ersten Drittel hat man noch auf diesen Ausweg gehofft, aber es wird zunehmend klarer, dass Julie sich nicht aus ihrer Vergangenheit lösen kann - zumindest nicht aus eigener Kraft und niemand ist da, um ihr zu helfen. Der letzte Teil wurde dann zumehmend bedrückender, als man Zeuge dabei wurde, wie sich Juli’s Vergangenheit - die sich jetzt Julia nennt - mit ihrem Verlobten wiederholt. Dieses Gefühl wurde gesteigert durch die Erzählstimme: nun zunehmend eine unbeteiligte dritte Stimme oder ihr Verlobter, Thilo.
Es war ernüchternd, wie wenig Hoffnung es durch das Buch hindurch gab und wie Juli erst in den letzten paar Seiten Hilfe zuteil wurde - um dann nicht mal mitzubekommen, wie und in welcher Weise sich ihr Leben verändert oder ihr geholfen wird. Deswegen fühlte sich das Ende auch recht abrupt und nicht wirklich als Erleichterung an.