„Das Jagdgewehr“ ist ein Klassiker der japanischen Literatur, obwohl es noch nichtmal einhundert Jahre alt ist. Ein beeindruckender, wenn auch nicht ganz leichter Roman. Wer denkt, dass es sich um einen Krimi handelt: falsch gewickelt. Es verbirgt sich auch keine folkloristische Jägersgeschichte hinter dem Titel. Die Handlung ist, wie immer in der japanischen Literatur, auf mehreren Ebenen angesiedelt, vieles bleibt unausgesprochen.
Ein Dichter sieht einen Jäger (mit Jagdgewehr, daher der Titel), dieses Bild inspiriert ihn zu einem Gedicht. Als der Jäger das Gedicht per Zufall liest, erkennt er sich wieder und schreibt dem Autor, bzw. er lässt ihm Informationen über sich zukommen. Diese „Informationen“ sind Abschiedsbriefe von drei Frauen, die er geliebt hat: seine Frau, seine Geliebte und seine Tochter. Er sagt quasi nichts über sich selbst, aber die Briefe erläutern, warum er so einsam, so still, so in sich des Weges zieht.
Wer jetzt sagt: „es passiert ja nichts!“ – dem kann ich nur sagen: stimmt! Es passiert wirklich nicht viel. Es geht um die Innenwelten, es geht darum, wie man etwas wahrnimmt, in Worte fasst, sofern man es überhaupt in Worte fassen kann. Ein absolut beeindruckendes Buch, das in mir lange nachgeklungen hat.
Aus drei Perspektiven erzählen diese Briefe die Geschichte seines Lebens, die Geschichte einer verbotenen Liebe, die in Wirklichkeit eine Geschichte der Einsamkeit ist. Und sie erklären, weshalb der Mann mit dem Jagdgewehr so still und einsam seinen Weg geht