Babel lässt mich erstmal etwas ratlos zurück. Das Buch ist ausgelesen. Gemäss Dennis Scheck Ist BABEL das Beste seit Harry Potter. Es ist kein Harry Potter. Das behauptet Herr Scheck ja auch nicht. Aber hat er den Roman wirklich auch selber gelesen? Das weiss nur er selbst. Auffallend war, dass viele Leser nicht mit Herrn Scheck übereinstimmen, dass dieser Roman das Beste seit Harry Potter wäre. Schon der Vergleich mit Harry Potter hinkt. In BABEL werden hochpolitische Themen wie Sprachwissenschaft, Rassismus, Imperialismus und Kapitalismus behandelt. Nicht gerade die leichte Kost.
Zu Beginn des Romans werden wir mit Hauptprotagonist Robin vertraut gemacht und seinem Weg nach Oxford. Danach lernen wir Sinn und Zweck von Babel und werden mit Fachwissen zur Sprachwissenschaft regelrecht überhäuft. Am Anfang fand ich den Ausflug in die Sprachwissenschaft spannend und erhellend. Aber mit der Zeit fand ich es nur noch mühselig und ich kämpfte mich regelrecht bis etwas über die Mitte des Romans durch.
Ab der Mitte des Romans fing dann auch endlich mal etwas Fahrt aufzukommen und Handlung. Ich dachte schon, da kommt nichts mehr. Aufbautechnisch fand ich das nicht gelungen. Wenn es so viel Mühe bedeutet, um dran zu bleiben, dann ist das für mich schon ein Problem bei einem Buch, besonders bei einem so dicken Buch, dessen optische Aufmachung übrigens sehr ansprechend ist.
Nun denn …. Die Handlung kam also mit grosser Verspätung an und nahm ab dann auch gut Fahrt auf. Ab diesem Punkt gefiel mir das Buch sehr gut, wenn es auch etwas gar schwermütig anmutete aufgrund der heftigen Thematik. So ist es auch keine Überraschung, dass mit dem Ende des Romans kein Happy End einhergeht. Ich empfand dies als recht unerfüllend. Von innerer Leere war viel die Rede in der Diskussion in einer Leserunde, und einem schalen Geschmack. Von einem nicht Ankommen am Ende von Babel. Aber kann es überhaupt einen positiven Endpunkt auf ein Thema wie Rassismus und Sklaverei geben? Wohl eher nicht. Denn das Leben ist ja kein Roman. Hier hält sich die Autorin wohl hart am Realismus, was ich gut verstehen kann. Nicht jeder Roman muss am Ende den Leser mit einem guten Gefühl zurücklassen. Der Sinn von Babel erschliesst sich mir in seiner Sinnlosigkeit. Oder vielleicht noch besser “Desillusion“. Babel desillusioniert genauso wie die vielfältigen menschlichen Abgründe.
Ich gebe Babel 3 von 5 Sternen aufgrund der ziemlich penetranten Fachsimpelei zur Sprachwissenschaft. Die hat mich wirklich sehr gestört und mir den Spass am Lesen genommen. Ich hatte noch nie einen Roman in der Hand, der bei mir solch physischen Widerwillen ausgelöst hat, meine Augen weiterhin über die Buchstaben gleiten zu lassen. Auch der Aufbau der Geschichte ist in meinen Augen nicht gelungen. Über die Hälfte des Buches, fast sogar ¾ werden dem Aufbau gewidmet. Das ist einfach etwas zuviel, wenn man in der Mitte eines dicken Wälzers denkt: Wann gehts jetzt dann mal los? Das muss nicht sein. Dafür war der Roman am Schluss recht spannend, so wie ich das eigentlich ursprünglich erwartet hatte. Leider halt nicht schon bis zur Hälfte sondern erst ab der Hälfte.