Brand schreibt eine fiktive Geschichte - mit realem Hintergrund - und setzt damit gleichsam ein Ausrufezeichen hinter die wohl schlimmsten Kriminalfälle der neueren Zeit und Cold Case’s:
Da verschwindet ein Junge - das unaufgearbeitete Kollektiv-Trauma der 90er, wo enorm viele Kinder verschwanden, entweder tot oder gar nicht mehr gefunden wurden, deren Täter nicht alle dingfest sind, bricht erneut auf - die Polizei ist unter enormem Druck - hatte sie doch damals keineswegs die beste Figur gemacht!
Der Krimi ist rasant, aus mehreren scheinbar losen Strängen geknüpft - und Brand zeigt sich als Meisterin der Cliffhanger. Kaum war man Zeuge der einen Episode, endet diese mit einem Schrei, einem Sperrbild… CUT, und wechselt zur nächsten Bühne.
Die Ereignisse überschlagen sich: kaum ist der Junge verschwunden, tauchen in unmittelbarer Nähe zwei Tote auf - mitten drin die Rechtsmedizinerin Irena Jundt, die sich ein paar freie Tage nimmt, um das Haus ihres verstorbenen Vaters aufzuräumen - und damit sowohl in den Sog ihrer Kindheit gerät als auch in Lebensgefahr - wer mit dem Feuer spielt… selbst wenn er es nicht weiss…
Ein vielschichtiger Krimi, zudem gut recherchiert. Brand tummelt sich nicht auf den Allgemeinplätzen der plakativen Stereotypien zu Pädophilie, sondern differenziert.
Schade, dass sich letztendlich alles zu sehr um Beni Schildknecht dreht, Fabio’s Fall im ‘Möglicherweise’ hängen bleibt (was allerdings mit der Faktenlage zusammen hängt) und auch die positiven Nachrichten aus Frankreich nur einen Nebensatz wert sind. Ausserdem hätte mich wunder genommen, wer im Team um Sandro Bandinin das Leck ist, das bei der Presskonferenz mehr als offensichtlich wurde.
Ein Krimi, der unter die Haut geht.