Eine tolle Lese-Erfahrung! In dieses Buch habe ich mich richtig hineingleiten lassen können, es war ein Genuss. Die Handlung ist reduziert, es passiert nicht viel. Wir begleiten einen englischen Butler bei einer kleinen Reise, vielleicht der ersten, die er je unternommen hat. Zeitpunkt – so um 1950 herum. Man denkt, da sei ja schon längst die Moderne ausgebrochen, aber das stimmt nicht – der „dienende Stand“ gehört ja sogar heute noch zu den grossen Adelshäusern. Dass Ishiguro einen nach aussen so verschlossen wirkenden Menschen ins Zentrum seines Romanes stellt und ihn mit einem Innenleben ausstattet, von dem er selbst keine Ahnung hat (weil er es sich nicht gestattet), dass er nebenbei noch eine Liebesgeschichte erzählt, ohne in den Kitsch abzudriften, ist ganz, ganz grosse Klasse.