Es ist sehr lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber bestimmte Passagen, Szenen, Ortsbeschreibungen sind mir noch immer so präsent, als hätte ich es erst gestern zugeklappt. Wie auch immer Harry Mulisch das geschafft hat – „die Entdeckung des Himmels“ ist atmosphärisch so dicht, dass es sich einem auf die Haut legt.
Alles beginnt im Himmel – das mag verwirrlich sein, ist aber grossartig. Denn der liebe Gott will seine 10 Gebote zurückholen (weil mit den Menschen unzufrieden, er will die Verbindung kappen). Er ist allmächtig, im Sinne des was, aber nicht die des wie, sprich: er kann sie nicht einfach in den Himmel hexen, sondern muss es geschehen lassen – durch Menschen. Und um die geht es eigentlich: um eine Männerfreundschaft und um eine Frau – und um deren Kind Quinten, das „von oben her“ zu Höherem bestimmt ist (weiss freilich niemand, hat aber mit dem oben beschriebenen Plan Gott zu tun) – von der Handlungsseite her. Thematisch stehen Freundschaft und Liebe, eigentlich alle zwischenmenschlichen Beziehungen im Zentrum. Der Roman umfasst eine fast dreissigjährige Zeitspanne, man darf die Figuren also sehr lange begleiten – gottseindank, denn es ist jede Seite des Lesens wert!