Warnung vorneweg: Das Buch ist eine einzige Gewaltorgie, es gibt Stellen, die man kaum erträgt. Wir sind im schottischen Glasgow der frühen 90er-Jahre, in einem protestantisch geprägten Arbeiterquartier, wo kriminelle Jugendbanden, die Billys, sich blutige Hinterhofkämpfe mit ihren katholischen Pendants, den Feniers, liefern. Mittendrin wächst der 14 Jährige Mungo heran, ein zarter Tagträumer. Er ist der jüngste von drei Kindern, die ihrer 34-jährigen Mutter Mo-Maw vor allem Last und Bürde sind. Sie ist eine Trinkerin, deren Eskapaden dazu führen, dass die Erziehung Mungos geprägt ist von seinen Geschwistern, der pragmatischen Schwester Jodie, die ihre Mutter verachtet, und es zu etwas bringen will, und seinem Bruder Hamish, der als dealender Bandenführer maßgeblich das Gewaltklima im Quartier mitprägt. Ein zorniger Haudrauf, der seinen kleinen Bruder zum furchtlosen Schläger heranziehen will. Denn so will es die Tradition der Hamiltons, schon der verstorbene Vater fiel dem Bandenkrieg zu Opfer. Es ist Gewalt und eine toxische Männlichkeit, die das Klima prägt. Relativ schwierig vor diesem Hintergrund, dass sich der protestantische Mungo in den katholischen James verliebt. Beide sind sie zarter besaitet, sensibler und verträumter, als dies in ihrem verrohten Milieu goutiert wird. Natürlich kann Hamish mit seinem Anführerstatus nicht einen Bruder haben, der eine “Schwuchtel” ist. Die Situation eskaliert. In einem Anfall von Mütterlichkeit will Mo-Maw ihren Sohn zu männlichen Aktivitäten animieren, indem sie Mungo zwei Bekannten aus dem Kreis der anonymen Alkoholikern, den sie zur Läuterung ab und an besucht, zum Angelwochenende mit Übernachtung im Zelt mitgibt. Doch auch da lässt der Autor seinem geprügelten Helden kein Happy-End erfahren, die beiden sind Sexualstraftäter. Douglas Stuart gelingt es die Täter und die Gewalt in all ihrer Ambivalenz eindrücklich zu beschreiben, während mir die wenigen Gutmenschen eher klischeebehaftet in Erinnerung bleiben werden. Das Buch glänzt mit Bruchstellen voller Wärme, es dominiert aber die Gewalt, man ahnt es im Voraus, hier folgt die schlimmstmögliche Wendung der Handlung so sicher, wie das Amen in der Kirche. Man muss sich schon überlegen, ob man diese Schilderungen, die von entwürdgender Trunksucht, dumpfer Strassengewalt, übelster häuslicher Gewalt und Vergewaltigungen handeln, sich zumuten will, es ist ein Buch das genau so fasziniert wie abstößt.