Der Autor setzt mit diesem seinem Debütroman jenem Hotel ein Denkmal, das seine Eltern betrieben hatten. Heute steht es übrigens tatsächlich unter Denkmalschutz, dem Buch (und der Verfilmung) wegen.
Das Hotel Du Nord ist ein Arbeiterhotel, wer hier wohnt, kann sich nur noch ein Zimmer und keine Wohnung mehr leisten. Wir befinden uns am Ende der Zwanzigerjahre, es sind harte Jahre für die arbeitende Bevölkerung. Der in schlichtem Ton erzählte Roman führt uns direkt zu den Problemen der einfachen Leute: Handwerker, Fabrikarbeiter, Lastenträger, Putzfrauen. Es ist nicht die Handlung, die besticht, für uns ist das Milieu und die Zeit so weit weg, dass ohnehin nichts passieren muss, damit es interessant ist. Es ist der Zauber, dass der Autor es durch so schlichte und zurückhaltende Beschreibungen schafft, uns für die kleinen Leute einzunehmen. Sie wachsen einem ans Herz beim Lesen – aber alles ohne Pathos, ohne zu dick aufzutragen. Ein wunderbares Buch, das das Fenster in eine andere Zeit öffnet und uns vor Augen führt, dass wir auch heute noch von allzu vielen Schichten überhaupt keine Ahnung haben.