Das ist ein Klassiker, der wirklich auf die MUSS-Liste gehört. Herrlich, in vielerlei Hinsicht: einerseits, weil es Flaubert schafft, dass man die Protagonistin wirklich nicht leiden kann, andererseits mit ihr mitfiebert. Madame Bovary, bäuerlich aufgewachsen, langweilt sich in ihrer Ehe, das kann man ihr nicht vorwerfen, denn das war auch keine lustige Sache, seinerzeit, trotz Ehemann, der sie vergöttert. Die Frau hat nichts zu tun! Sie sucht einen Sinn, etwas Besonderes, einen „Kick“ würde man heute sagen, findet ihn schliesslich in einer Affäre, dann in einer zweiten, die ihr aber genau so wenig bringen wie die Ehe. Sie ist getrieben von einer namenlosen Sehnsucht, die sie zu allerlei Fehlern anstiftet. Flaubert zeichnet sehr exakt Figuren, die einander nicht verstehen, und begleitet sie Schritt für Schritt ins Bodenlose.