Entgegen meiner Vorliebe für die USA und historische Romane, hat mich die Werbung für diesen Roman spontan angeregt, es zu bestellen. Worum es geht? Um Bücher bzw. Bücherliebe. Das Buch ist ein Mix aus Nazi-Treiben, letzte Kriegswirren, dazwischen eine Art Kidnapping, Spionage, Geisterbeschwörung, Sekten, Aberglauben. Über allem thront die Verlegerfamilie Pallandt, die zunächst in Leipzig und dann in Westdeutschland ihr Geschäft betreibt. Auf 500 Seiten passieren die 1930er Jahre, die 1940er Jahre mit Flucht, Trümmern, bösen Buben (SA, Nazis), guten, armen Menschen und machtgierigen, oberflächlichen. Als Hauptprotagonisten liegt der Augenmerk auf Jakob Steinfeld, seinen besten Freund Grigori und seinen Sohn Robert sowie der Verlegerfamilie Pallandt, in deren jüngste Tochter sich Jakob verliebt. Die Kapitel wechseln zwischen deren Romanze in den 1930ern, zwischen der Rettung und Flucht des entführten kleinen Robert in den 1940ern und der sog. Neuzeit der 1970er, wo Robert das Geheimnis seiner Geburt lüftet. Enden tut das Buch in den 1990en - also nach dem Mauerfall. Eigentlich dachte ich, das sei der Epilog, wo Roberts Nachkommen sich mit der Verlegerfamilie versöhnen. Aber nichts dergleichen, sondern nur ein Sprung in die Moderne. Der Originaltitel gefiel mir zwar nicht, aber das Buch war atmosphärisch reichhaltig, so dass der Leser fast wie in einem Thriller sich von Kapitel zu Kapitel las. Zunächst begriff ich nicht, warum das Buch 1944 begann, dann abrupt 1933, gefolgt von 1971. Erst nach etwa 50 Seiten erkannte ich die Logik. Clever gemacht: 1944 und 1933 sind in der erzählenden Form, 1971 in der Ich-Form (Robert von heute). Lange fragt man sich, warum Juli plötzlich verschwand. Dann fragt man sich auch, warum zwei Bücher den parallelen roten Faden des Buchs spinnen: Das Alphabet und der Junker Voland. Das ist quasi die DNA des Buchs: Damit klärt sich so vieles auf. Für Bibliophile ein Buch-Schlaraffenland. Einzig gestört hat mich die makabre Mumie in der Bibliothek, wo ich ungern gestöbert hätte. Bisher dachte ich immer, ein Buch müsse einem Genre zugeordnet werden können. Hier klappte das aber nicht. Dennoch hat es der Autor verstanden, das Buch mit einem Genre-Bouquet zu spicken, wo einem zwar nie langweilig wird, aber man auch bis zum Schluss nicht genau weiss, wozu der ganze Aufwand mit Jahrzehntenwechseln.…weniger
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