Seit Ropa die Schule abgebrochen hat, hält sie ihre Familien mit dem Überbringen von Nachrichten zwischen Geistern und Lebenden über Wasser. Als sie von einem Geist angesprochen wird, sie solle ihr verschwundenes Kind suchen, muss Ropa sich entscheiden, ob sie es sich leisten kann, kostenlos dafür zu arbeiten. Dieser Fall bringt sie in die geheimnisvolle Bibliothek von Edinburgh, wo sie auf neue Magie stösst.
Da ich Edinburgh liebe und Bibliotheken gegenüber auch nicht abgeneigt bin, musste ich das Buch lesen. Es ist ein Jugendbuch, zu denen ich in letzter Zeit eher ungern greife, aber dieses konnte mich mit dem Klappentext doch überzeugen.
Mit der letztendlichen Geschichte leider nicht. Wir begleiten Ropa, die ihre nächtlichen Tätigkeiten vollführt auf ihren Touren. Sie ist jung, somit ist auch die Sprache im Buch sehr jugendlich gehalten, was mich nicht gestört hat. Ich fand es sogar mutig vom Autor, dass er nicht vor offensichtlich abgekürzten Begriffen zurückgeschreckt ist. Manche Ausdrücke habe ich nicht verstanden, aber das kann auch auf die Übersetzung zurückgeführt werden.
Die Figuren im Buch sind sehr gut skizziert, wobei sich bei wenigen auf einen bestimmten Charakterzug beschränkt wird, der dann diese gesamte Person definiert. Leider hat das zur Folge, dass diese Charaktere sehr flach erscheinen. Ein Beispiel dafür wäre Ropas Schwester, die nur am Rumnörgeln ist und absolut kein Gefühl für andere Menschen hat.
Ropa als Protagonistin scheint mir eine gute Wahl zu sein, vor allem, da sie auch ihre Macken hat, die im Buch zur Geltung kommen. Ich persönlich mag sie nicht, aber das hat nichts mit der Qualität ihrer Charakterentwicklung zu tun. Tatsächlich hat Ropa mit grossen und wichtigen Entscheidungen im Verlauf des Buches zu kämpfen, die für sie sprechen. Auch wächst sie mit jeder Aufgabe über sich hinaus, was ein gutes Jugendbuch ausmacht.
Was mir überhaupt nicht gefällt, ist die Geschichte an sich: Sie braucht eine Weile, bis sie anläuft, obwohl sie sehr vielversprechend und rasch startet. Das liegt unter anderem daran, dass Ropa oft und viel mit ihrem Wissen herumprahlt. Manchmal verliert sie sich in irgendwelchen magieverwandten Erzählungen, wobei sie ebenso behauptet, keine Zeit zum Lernen zu haben, was ich an sich etwas widersprüchlich finde …
Auch entdecken wir erst etwa zur Hälfte des Buches zusammen mit Ropa die Bibliothek, die im Titel erwähnt ist. Sehr spät, vor allem, da in der ersten Hälfte nicht mehr passiert, als dass Ropa auf dieses vermisste Kind angesetzt wird und sie ein paar nicht-handlungsrelevante Nachrichten an die Lebenden überbringt. Es passiert so gut wie nichts – erst gegen Ende tauchen ein paar interessante Handlungen auf, die mich ausnahmsweise packten, aber auch das konnte mich letztendlich nicht mehr überzeugen.
Ausserdem wirken die Details der Geschichte sehr an den Haaren herbeigezogen. Wann spielt das Buch? Was für soziale Standards herrschen? Die Hintergrundinformationen werden wahllos in die Geschichte gestreut, ohne, dass man als Leser:in die Chance hat, diese irgendwie einzuordnen. Alles in Allem wirkt es einfach überhaupt nicht durchdacht.