Das Leben eines andauernd versagenden Exzentrikers.
Nicht explizit ausformuliert, aber doch ganz klar zum Ausdruck kommt, dass die Kriegsverletzung (physisch und psychisch) und möglicherweise das Trauma einen grossen Anteil daran haben, dass der Wahn zum Ausdruck und Ausbruch kommt. Obwohl die Figur von Peter Bender nicht sympathisch wirkt, schmerzt es doch, deren Geschichte zu lesen und ihr Verlorensein zu spüren.
Clemens J. Setz rekonstruiert insbesondere aus Briefquellen in seinem Werk Monde vor der Landung die Geschichte von Peter Bender, der mit seiner Frau Charlotte in Deutschland wirklich gelebt hat. Geboren gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebt er den ersten Weltkrieg aktiv mit und zwar im Dienst als Pilot, bei dessen Ausübung er sogar abstürzt und sich am Kopf schwerst verletzt. Peter Bender schliesst sich der Hohlerde-Theorie von John Cleves Symmes an. Die feste Überzeugung ist, dass wir nicht auf der Erde als Kugel leben, sondern dass im Innern. Obwohl Peter Bender als Flieger den Horizont und die Erdkrümmung gesehen hat, verweigert er hartnäckig die Vorstellung, die Erde bewege sich im Universum.
Er begründet selbst eine “Gemeinde” und ist ein exzentrischer Sektierer. Es sind sehr befremdliche Thesen, die er aufstellt - auch in Sachen Beziehung. Als notorischer Ehebrecher entwickelt er die These der Quadratur der Geschlechter, also dass man sich quasi übers Kreuz lieben soll (Mann1 - Frau 1 - Mann2 - Frau2).
Für sämtliche seiner ganz eigenen Vorstellungen und Wahrnehmungen entwickelt er Theorien und vertritt diese öffentlich. Sein andauerndes Scheitern bringt ihn nur dazu, immer neue Gebilde zu erfinden.
Seine eher bodenständige Frau Charlotte hält in bewundernswerter Weise zu ihm Allerdings erlebt man ihr Ermüden und Zerbrechen im Lauf der Zeit. Als Jüdin ist sie schliesslich, als der zweite Weltkrieg kommt, speziell betroffen. Sie versucht, die Kinder, den Haushalt und ihren Mann zu halten. Die Realität im Deutschland während dem zweiten Weltkrieg kommt so deutlich und nahe zum Ausdruck wie die realitätsfremden Theorien und Verhaltensmuster von Peter Bender.
Der Erzählstil passt ausgezeichnet. Die Sprache nicht zu modern und in der Wortwahl an die Zeit des Geschehens absolut angepasst. Mich hat der Roman mit fortschreitendem Lesen immer mehr fasziniert. Anfangs war es mir eher zu langatmig und ich habe seitenweise den “Schnelllesemodus” aktiviert, aber dann kam ich in den Fluss. Gegen das Ende merkt man, dass mehr und mehr konkret aus den Quellen gegriffen wird, was auch gut den Abschluss ausgezeichnet einleitet.