Wenn uns Germanisten mit ihrem gesammelten Kenntnissen zuballern, entlockt uns das nicht selten einen tiefen Stossseufzer und wir durchschnittlichen Gewohnheitsleser*innen denken uns: Wir wollen doch nur lesen. Wir wollen nicht alles in Zusammenhang setzen und Einsichten gewinnen. Peter von Matt ist durchaus typischer Germanist, ein literaturbessener professoraler Germanist, der uns aber mit seinem verschmitzten Geist und seinen steilen Thesen in den Bann zieht. In vier Kapitel unterteilte 13 Essays liegen in diesem Buch vor uns. Das reicht vom Schicksal der Sonne, führt zu Papageno, wir lesen über Schriftstellerbiographien und ihr Einfluss aufs Werk, geht über feingezogene Gedankengänge über den Umgang mit Dummheit in literarischen Klassikern bis zur Faszination für Struwelpeter. All das und mehr kommt erfrischend wenig zeitgeistig daher und wirkt dennoch nicht aus der Zeit gefallen. Die Kapitel haben sperrige Titel oder Untertitel wie etwa “Von Umgang der öffentlichen Phantasie mit den Wissenschaften und vom unvergessenen Verrat am Mythos”, sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass von Matt’s Gedankengänge verlockend und verführerisch hinreißen zu lesen, was wir nie wissen wollten. Da blitzen forsche Seitenhiebe auf Genderdebatten, da winken witzige Details aus den Autorenbiographien und wir erleben perfekt formulierte Sprachgewalt. So, meine ich, lassen wir uns Besserwissertum gefallen und schön, lässt uns dieser Besserwisser so eloquent und gewitzt an seiner Gelehrtheit teilhaben.