Aus diesem Stoff wurden wohl unzählige Romane gewoben. Ob es einen gibt, der sich mit diesem Werk von Ian McEwan zu vergleichen mag?
Die Ausgangslage ist “gewöhnlich” Ehefrau, Ehemann und als Liebhaber der Bruder des Ehemanns. Die Ehefrau ist hochschwanger. So weit so gut, das kennt man bereits. Die Ehefrau und ihr Liebhaber schmieden einen mörderischen Plan.
Allerdings ist die Sicht, die Erzählfigur ganz speziell. Die Erzählfigur ist das ungeborene Kind und seine Perspektive ist nun wirklich alles ausser gewöhnlich. des Ungeborenen. Wie sonst könnte man buchstäblich als Drittperson erleben, wie als Ungeborenes Kind, das hören kann - und hier ganz offensichtlich auch gut denken. Das Baby lauscht, drückt sein Ohr gegen die Bauchwand und lernt. Es hört auch den Radio- und Fernsehsendungen zu, erfährt die Neuigkeiten aus der Zeitungen, welche die Mutter und Liebhaber-Onkel sich vorlesen und kriegt so die Geschehnisse in der Welt mit. Es ist ein Universum in einer “Nussschale”.
Der Spannungsbogen ist ausgezeichnet gewählt. Das Geschehen ist nicht vorhersehbar. Die Sprache wie von Ian McEwan gewohnt ausgezeichnet. Die Erzählung aus dieser Perspektive - man wird immer wieder bewusst daran erinnert ist alles ausser gewöhnlich - mit viel Witz. Ein Genuss von der ersten bis zur letzten Seite. Ian McEwan ist immer wieder überraschend, ich bin ganz fasziniert von seinen Werken, auch von dieser, etwas skurrilen Geschichte.