Paris, 1778. Marie Grosholtz kam als kleines Mädchen mit ihrer Mutter nach Paris, um fortan bei Philippe Curtius zu leben. Er fertigt anspruchsvolle Wachsbüsten und -figuren an, wobei Marie ihm immer mehr helfen darf. Als junge Erwachsene hat sie ihr Können so perfektioniert, dass man in Versailles auf sie aufmerksam wird: Sie darf eine Schwester des Königs in das Kunsthandwerk einweisen. Am Hof lernt sie den Maler Jacques David kennen – eine Amour fou, die nicht sein sollte. Als die Französische Revolution über Paris hereinbricht, wird alles anders… Eine Romanbiografie aus der Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten“.
Erster Eindruck: Das Cover passt sehr gut zu diesem historischen Roman; Buchtitel und Untertitel sind sehr gut gewählt.
Ich habe Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett in London gesehen und war begeistert, wie lebensecht die Figuren wirkten. Daher war ich sehr gespannt, etwas über das Leben der Wachsfigurenmeisterin zu erfahren. Mir war nicht bewusst, dass es dafür in das 18. Jahrhundert zurückgeht.
Die Geschichte wird über mehrere Jahrzehnte erzählt: vor allem von 1767 bis 1802 und einem nachfolgenden grossen Zeitsprung; die Schauplätze sind Elsass, Paris, Normandie, Versailles, London.
Monsieur Curtius, Onkel Philippe, ist ein wahrer Könner auf dem Gebiet der Wachsbildnerei. Er sieht das Talent, das in Marie schlummert und fördert sie entsprechend. So kann sein „Salon de Cire“ wachsen und mehr Aufträge entgegennehmen. Marie macht diese Arbeit viel Freude und sie mag gar nicht daran denken, dass ihr die Ausübung des Berufs als verheiratete Frau untersagt werden könnte. Sie hofft, einen Mann zu finden, der ihr dies trotzdem erlaubt. Aber das Thema Eheschliessung ist für sie noch weit weg. Mit Maler Jacques, den sie in Versailles kennenlernt, fühlt sie sich seelenverwandt – er ein Künstler, sie eine Kunsthandwerkerin. Die Liebe, die entbrennt, darf jedoch nicht sein. Mit Beginn der Französischen Revolution verhärten sich die Fronten: Die Revolutionäre wollen die Monarchie stürzen – der Adel wehrt sich mit aller Macht. Marie gehört weder zu den Revolutionären noch zu den Adligen, wird aber als solche wahrgenommen, da sie in Versailles unterrichtet. Jacques und andere Freunde wollen die Missstände bekämpfen. Und dann kommt François Tussaud…
Marie schwankte für mich zwischen Naivität, Mut in Bezug auf die Berufstätigkeit als Frau, und einer verrückten, gar obsessiven Liebe. Insgesamt lag über der gesamten Geschichte sehr viel Schwermut, was für mich immer bedrückender wurde. Die Einblicke in die Wachsbildnerei fand ich sehr interessant, durch die guten Beschreibungen konnte ich mir ein gutes Bild vor Augen machen. Von mir gibt es 4 Sterne.