Am liebsten würde man diesem Thriller zwei Rezensionen ausstellen. Eine grossartige und eine deutlich weniger positive.
Hier die positive: es ist ein gut geschriebener Thriller, dessen Sprache LeserInnen gut abholt und schnell mitreisst - hier kommt die Journalismus Erfahrung des Autors zum Tragen. Noch gelungener ist die Thematik des Thrillers, die sich vor allem auf die wachsende Schere zwischen Armen und Reichen fokussiert. Dabei werden auf anschauliche und leicht verständliche Weise die dem Kapitalismus inhärenten Widersprüche und Ungerechtigkeiten dargestellt. Diese führen zu einem wachsenden Gewaltpotential der Unzufriedenen, das von verschiedenen Kräften im Hintergrund des politischen Spiels noch weiter angefacht wird.
Hier die negative Rezension: die Charaktere sind sehr eindimensional. Da die Handlung sich innerhalb eines einzigen Tages abspielt, mag man die fehlende Charakterentwicklung verkraften. Weniger verkraften lässt sich die weitgehend sexistische Darstellung nahezu aller Frauen in diesem Buch. Das Teile der Handlung ebenfalls von toxisch männlichen Vorstellungen geprägt sind, macht das nur noch schlimmer.
Fazit: Gerne hätte ich dem Buch aufgrund seiner zahlreichen Stärken vier oder fünf Sterne gegeben. Allerdings lässt eine solche Darstellung von Frauen im Jahr 2023 (!) das kaum zu. Umso verblüffender, da der Grundtenor des Romans eigentlich ein Linker zu sein scheint…