Mary lebte die ersten achtzehn Jahre in einem heruntergekommenen Trailer in den Bergen von West Virginia. Sie war das „Mädchen im Trailer“. Als sie sodann für das Studium wegging, wurde sie zum „Mädchen nach dem Trailer“. Von früh auf war Leistung wichtig – sie sollte mehr erreichen als ihre Eltern. Trotz oder besser gesagt wegen ihrer Verletzungen und seelischen Narben ist Mary heute da, wo sie ist. Gott half ihr, sich mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen und einen anderen Blick auf ihr Leben zu erhalten. Wie aus Staub etwas Schönes entstand…
Erster Eindruck: Ein Foto in Sepia vom verwitterten Trailer – finde ich sehr passend. Ein Plus ist der Bildteil mit persönlichen Fotos am Ende des E-Books.
„Am Anfang war der Dreck.“ So die Überschrift von Kapitel 1. Mary erzählt von ihrer Kindheit in einem sehr ärmlichen, von schwerer Arbeit geprägten Umfeld. Sie hat das sehr bildhaft beschrieben, so dass ich ein gutes Bild vor meinem inneren Auge erhielt. All die schadhaften oder auch schmutzigen Stellen des Trailers. Aber dann: „Und… es war ein Zuhause.“ Diese Aussage hat mich sehr berührt. Mir scheint, dass Mary am meisten von ihrem Vater erzählte, gefolgt von Oma Goldie und erst danach von ihrer Mutter. Sie war ein Papa-Kind und glich ihm in vielen Dingen. Aber sie war auch ihre Mutter, wie sie viel später feststellte.
Warum hat Gott nicht eingegriffen, als er ihre Familie in der ärmlichen Umgebung sah? Wäre es ihnen nicht allen viel besser gegangen, wenn ihr Vater einen anderen Beruf gehabt hätte? Wohl nicht, denn manche Wurzeln, die der Mensch schlägt, sind zu tief, um schadlos umgesiedelt werden zu können. Mary stammt aus einer Familie von Bergbauarbeitern und Holzfällern. Sie erwähnt das Wunder von Hominy Falls von 1968, wo mehrere Bergbauarbeiter tagelang verschüttet waren, darunter auch ihr Grossonkel. Marys Vater, damals noch ein Junge, hat miterlebt, wie sein Vater unermüdlich mitanpackte, um dessen Bruder und die anderen Kumpels zu retten.
Marys Vater wollte immer, dass seine Tochter mehr erreicht als er: er förderte sie, wo er nur konnte. Das gefiel mir einerseits, aber andererseits habe ich das kleine Mädchen bedauert, das noch vor seiner Vorschulzeit Mathe-Aufgaben der vierten und fünften Klasse lernen musste. Jahrelang hat sich Mary nur über ihre eigene Leistung definiert. Das kommt mir persönlich sehr bekannt vor und hat mir einiges zum Nachdenken gegeben.
„Die Art und Weise, wie man etwas tut, ist die Art und Weise, wie man alles tut.“
Die Erzählungen von Mary schienen mir manchmal von sehr wenig Heiterkeit geprägt. Ich bin froh, dass sie dann doch noch von ihrem Vater berichtete, dessen Körper beim Lachen bebte und ihm sodann Tränen übers Gesicht kullerten.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich wünsche Mary nur das Beste.